Konzert in Köln Austro-Pop mit Schmäh und Stimmung in Köln

Köln · Die band Wanda spielt vor 6000 Fans im Kölner Tanzbrunnen. „Hallo Leverkusen“ begrüßt Frontmann Michael Marco Fitzthum die Kölner Fans.

 Ein Hauch von Campino: Michael Marco Fitzthum.

Ein Hauch von Campino: Michael Marco Fitzthum.

Foto: Hanano

„Woanders is no schlimma“, so wird die Reaktion von Wienern auf die Wahl ihrer Heimatstadt als lebenswerteste Stadt weltweit im britischen „The Economist“ kolportiert. Das Granteln gehört eben genauso zum Image der Alpen-Republikaner wie das gelackte Auftreten eines Sebastian Kurz. Auch Wanda, neben Bilderbuch aktuell erfolgreichster Austro-Pop-Export, bedient sich gängiger Wiener Klischees, was bereits bei der Namensgebung auffällt, die auf Wanda Gertrude Kuchwalek, einer stadtbekannten Zuhälterin, zurückgeht.

Doch der musikalische Wiener Schmäh zwischen gockelhaftem Angebertum und larmoyantem Klagen über alles und jeden kommt auch 30 Jahre nach Falco noch immer an. Rund 6000 Fans feiern im Kölner Tanzbrunnen eine stilistische Melange aus Rock und Punk samt der Kontrapunkte Wiener Tristesse und italienischer Amore-Lebensfreude.

„Hallo Leverkusen“ begrüßt Frontmann Michael Marco Fitzthum die Kölner Fans, und der leise Verdacht taucht auf, dass er hier Tote Hose Campino kopiert, der bei einem Konzert in Köln schon mal „Hallo Bielefeld“ gerufen hatte. Bei den ersten Takten offenbart sich eine weitere Parallele, denn von Beginn an befleißigt sich der Wanda-Sänger einer heiseren, gepresst klingenden Intonation, die sowohl an Campino als auch an den verstorbenen Clash-Sänger Joe Strummer erinnert.

Leidenschaft zum Ende des Konzerts

Und nicht zuletzt fliegen Bierdosen ins Publikum, doch der fürsorgliche Fitzthum leert sie zuvor fast gänzlich aus, damit Verletzungen vermieden werden. „Ihr seid'a Woansinn“, ruft er, als er bei „Auseinandergehen ist schwer“ den textsicheren Fan-Chor vernimmt und die vielen winkenden Arme sieht, die der Trauer des Liedes einen eher ironischen Anstrich geben. „Ich will zum Himmel fahr'n, so schnell und bequem wie es geht“, singt der Wanda-Sänger und zahlreiche Fans demonstrieren gesanglich, dass sie gern mitkommen wollen. „Schaut sie euch an, solche Jecken“, lautet der lakonische Kommentar vom Wanda-Chef.

Auch wenn er Stage Diving zelebriert, bewegt sich die Musik wie die der Hosen im massenkompatiblen Mainstream, der ohne Zitate und Posen nicht auskommt. Was bei all der Lässigkeit vermisst wird, ist echte Leidenschaft jenseits geschrammelter Gitarren und italophiler Amore-Gesänge.

Doch die Leidenschaft kommt schließlich noch gegen Ende des Konzerts auf, als „Kairo Downtown“ mit der klanglichen Rückendeckung eines Streichquartetts in psychedelische Regionen vorstößt und Fitzthum fast an die explosive Emotionalität eines Jim Morrison heranreicht. Danach geht es mit einer Hommage an die US-Kult-Krimiserie „Columbo“ wieder in die Couch-Potato-Kuschelecke. Hier empfindet der Wiener seine Geborgenheit, die Sebastian Kurz mit seiner Flüchtlingspolitik rigoros zu wahren weiß.

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