Theaterpreis Thespis Auszeichnung für Bonner Schauspielerin Lena Geyer

Bonn · Das Bonner Publikum und eine Jury haben entschieden: Lena Geyer erhält den Theaterpreis Thespis der Freunde des Schauspiels.

 Dienst am Klo als heilige Ekstase: Lena Geyer in „Die Präsidentinnen“.

Dienst am Klo als heilige Ekstase: Lena Geyer in „Die Präsidentinnen“.

Foto: Thilo Beu

Wer bis zum 12. Mai eine Vorstellung im Bonner Schauspiel besucht hat, war danach als Wähler gefragt. Die Freunde des Schauspiels baten die Zuschauer um Vorschläge für ihren Theaterpreis Thespis. Mehr als 1600 Besucher haben abgestimmt. Aus den drei Bestplatzierten – Lena Geyer, Annika Schilling und Daniel Stock – haben die Schauspielfreunde den Sieger, besser: die Siegerin gekürt. Es ist Lena Geyer. Am 23. Juni, 11 Uhr, wird sie im Schauspielhaus die Auszeichnung in Empfang nehmen.

Konrad Lang, Vorsitzender der Freunde des Schauspiels, ist glücklich über die Wahl: „Ich bin ganz stolz auf unsere Mitglieder.“ Sie hatten das letzte Wort bei der Thespis-Wahl und haben mit ihrem Votum, wie Lang sagt, „das ganz Besondere“ Lena Geyers gewürdigt.

Geyer wurde 1991 in Wien geboren. Dort sammelte sie schon in jungen Jahren schauspielerische Erfahrungen am Theater der Jugend und der Jungen Burg. Nach zwei Jahren des Theater-, Film- und Medienstudiums an der Universität in Wien begann sie 2012 ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Über Köln kam sie nach Bonn und gehört seit der Spielzeit 2016/17 fest zum Ensemble.

Durchbruch gelang im Jahr 2017

In Fritz Katers Stück „Love you, dragonfly“ in den damaligen Kammerspielen Bad Godesberg 2016 spielte sie erfolgreich gegen die Schwächen des Stückes an, das es dem Zuschauer kaum möglich machte, eine Beziehung zu den Menschen auf der Bühne aufzubauen. 2017 folgte Ibsens „Die Frau vom Meer“, inszeniert von Martin Nimz. Geyer gelang als Bolette der Durchbruch am Bonner Theater. Sie imponierte als Verwandlungswunder, erschien abwechselnd jauchzend und betrübt, streitlustig und gewitzt, schlau und schwärmerisch. Ihr Jähzorn war unwiderstehlich und, wie vieles an dem Theaterabend, sehr komisch.

Im selben Jahr glänzte Geyer in Werner Schwabs Farce „Die Präsidentinnen“ in der Werkstatt. Sie verkörperte die Kloreinigerin Mariedl und beglaubigte deren Fähigkeit, den Dienst am Klo als heilige Ekstase zu erfahren.

Rolle als "Umwelt-Supergirl"

Geyer gehörte 2018 zu Gavin Quinns inspiriertem Ensemble in der Werkstatt-Produktion „No No No“. Als Mathilda kultivierte sie auf virtuose Weise schnippische Reflexe. Das liegt dieser geborenen Komödiantin. Sie trug auch dazu bei, 2018 die Uraufführung von Ariane Kochs verschwurbeltem Stück „Wer ist Walter“ in der Werkstatt für den Zuschauer einigermaßen erträglich zu machen.

In Simon Solbergs „Linie 16“ ging Geyer als eine Art Umwelt-Supergirl in die Horizontale, um Plastikverbrechen zu verhindern. Das war umwerfend komisch, spiegelte aber auch das „ganz Besondere“ dieser Schauspielerin, die dem Publikum immer wieder Blicke ins Innenleben ihrer Figuren gewährt. Geyer ist immer mehr, als sie auf den ersten Blick zu sein scheint.

In „Der Menschenfeind“ nach Molière im Schauspielhaus erfindet sie als Éliante eine schrille Lady Hysteria. In „Frau Müller muss weg“ hingegen wirkt sie als Katja zunächst wie ein Schilfrohr im Wind; eine Opportunistin. Es dauert lange, bis sie ihr Aggropotenzial abruft – aber dann legt die Thespis-Preisträgerin so richtig los.

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