Neues Album Barbra Streisand teilt gegen Trump aus

Sie zeigt sich politisch und kämpferisch: Barbra Streisands neues Album „Walls“ erscheint am Freitag. Es ist großartig.

 Streisand singt gegen Mauern an.

Streisand singt gegen Mauern an.

Foto: JAMES/SONY

Es war ein kleiner popkultureller Paukenschlag, als Barbra Streisand vor ein paar Wochen das Lied „Don't lie to me“ veröffentlichte. Nachdem sie sich in den letzten Jahren gemütlich zwischen Musical und American Songbook eingerichtet hatte, sicher auch um die veränderten Möglichkeiten ihrer Stimme auszutesten, klang sie auf einmal modern, ohne sich jedoch anzubiedern. Und legte in jede Note ihren Zorn über die Politik und das Gebaren des amtierenden US-Präsidenten. Und sie kündigte ein Album an, auf dem sie darüber singen werde, was sie gerade beschäftige. Freitag erscheint nun „Walls“ (Sony).

Im April wurde Streisand 76, sprach darüber, an ihrer Autobiografie zu schreiben, und musste viel Häme einstecken, als bekannt wurde, dass sie ihren Hund Sammie hatte clonen lassen. Und obwohl sich die Sängerin (und Schauspielerin, Komponistin, Regisseurin, Produzentin) im Laufe ihrer Karriere mehrfach musikalisch neu orientiert hat, war mit einem Song wie „Don't lie to me“ nicht mehr zu rechnen. Als Co-Autor und Produzent agiert John Shanks, der schon mit Bon Jovi, Melissa Etheridge und Van Halen gearbeitet hat. Und er findet hier und bei seinem zweiten Beitrag, dem ebenfalls furiosen „The rain will fall“, genau die richtige Balance zwischen „Streisand-Style“ und radiokompatiblem Poprock. Bei den restlichen Songs sitzen langjährige Vertraute mit im Boot: Walter Afanasieff, Alan und Marilyn Bergman, Carole Bayer Sager, Jay Landers. Im Resultat ist das gepflegter Pop, mit einem Hang zum Musical und gelegentlichem Bombast. Perfekt produziert, gekleidet in ein überwiegend orchestrales Gewand, das die berühmte Stimme elegant umhüllt – diese Stimme, der man manchmal das Alter anhört und im nächsten Moment faszinierenderweise nicht mehr.

Streisand kämpft für US-Demokraten

Aber Streisand geht es diesmal nicht um das Wie (auch wenn sie das natürlich niemals aus dem Auge lassen würde), sondern um das Was. „The real danger lies in the sound of silence“ – die wahre Gefahr liegt im Klang des Schweigens – singt sie im dramatischen „Lady Liberty“.

Auch wenn sie in Worten und Taten immer politisch aktiv und eindeutig war, ging es auf den Platten eher um die Liebe. Doch „all die Fotografien, die ihr durch den Kopf gehen, lassen sie nachts nicht schlafen“, bekennt sie im spanisch perlenden „What's on my mind“. Statt Mauern zu bauen, solle man sich Brücken widmen („Walls“) – aber wer etwas verändern wolle, müsse bei sich selbst beginnen („Better angels“).

Botschaften, die man alle schon mal gehört hat, in Reden („I have a dream!“), in Liedern, doch sie sind es wert, immer wieder zu Gehör gebracht zu werden – vor allem so. Ob Streisand ihr Ziel erreicht, dass die Demokraten bei den nächsten US-Wahlen erfolgreich sind, sei dahingestellt.

Ein großartiges Album ist „Walls“ allemal.

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