Ursache für das Defizit Beethovenfest-Besucher verweigern sich dem WCCB

Bonn · Das Beethovenfest sieht sinkende Ticketerlöse als Hauptursache für das 667.000-Euro-Defizit. Das WCCB sei als Ersatzspielstätte unbeliebter als erwartet.

 „Bühne frei für Beethoven“ hieß es auch Anfang September beim Festival 2018.

„Bühne frei für Beethoven“ hieß es auch Anfang September beim Festival 2018.

Foto: Barbara Frommann

Das Beethovenfest gibt Entwarnung. Zumindest teilweise: Zwar ist der zu erwartende Verlust nach dem diesjährigen Festival von voraussichtlich 667 000 Euro nicht vom Tisch. Aber der Ausgleich des Defizits scheint nach Angaben des Beethovenfests gesichert. In einer Stellungnahme heißt es, dass die Summe „annähernd vollständig durch Mittelvorträge aus Vorjahren von der Gesellschaft selbst und ohne zusätzliche Unterstützung von Dritten finanziert werden“ könne. Das wäre wichtig auch im Hinblick auf die zu erwartende Förderung des Festivals durch den Bund.

Der Bund will, wie berichtet, bereits im kommenden Jahr mit 400 000 Euro einsteigen und stellt für das Beethovenjahr 2020 eine weitere Zuschusssumme von 700 000 Euro in Aussicht. „Die der Internationale Beethovenfeste Bonn gGmbH in Aussicht gestellten öffentlichen und privaten Zuwendungen für die kommenden Jahre werden ausschließlich für die vorgesehenen und zweckgebundenen Projekte und Maßnahmen eingesetzt“, unterstreicht das Festival.

Ein wesentlicher Teil zur Deckung der Defizitsumme muss die Stadt Bonn bereitstellen, die neben der Deutschen Welle Gesellschafterin der Internationalen Beethovenfeste gGmbH ist. Den Angaben zufolge hat das Beethovenfest bereits wegen der gestiegenen Miete der Hauptspielstätte WCCB eine Erhöhung des zurzeit noch bei bei 400 000 Euro liegenden Mietzuschusses in Höhe von 196 000 Euro beantragt. Man geht davon aus, dass der Rat dem zustimmen wird. „Das zu erwartende Defizit reduziert sich dadurch auf 471 000 Euro“, rechnet man beim Beethovenfest vor.

WCCB als Ersatzspielstätte unbeliebt

Als Hauptursache für die zurückgegangenen Besucherzahlen sehen Intendantin Nike Wagner und der Kaufmännische Geschäftsführer Dettloff Schwerdtfeger die rückläufigen Ticketverkäufe. „Der Einbruch im Bereich der Ticketerlöse ist nach Auffassung der Intendanz in erster Linie der interimistischen Spielstätte zuzuschreiben“, heißt es in der Erklärung. Im Klartext: Bonns Musikfreunde verweigern sich zu einem großen Teil dem WCCB als Ersatzspielstätte für die Beethovenhalle.

Das Problem hat man offenbar unterschätzt: „Im Jahr 2017 hat es Anzeichen für eine Akzeptanz der Spielstätte gegeben. Daraus wurde eine optimistischere Auslastungsschätzung und Umsatzerwartung für 2018 abgeleitet und dem Aufsichtsrat, der u.a. aus Mitgliedern aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen besetzt ist, das damit verbundene Risiko transparent gemacht.“

Wegen des hohen Defizits hatte sich am vergangenen Freitag der Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung getroffen, um die Weichen für den Ausgleich zu stellen. Das ambitionierte künstlerische Konzept Nike Wagners ist dabei offenbar nicht infrage gestellt worden, wie aus der Mitteilung hervorgeht: „Mit Freude und Dankbarkeit nimmt die Internationale Beethovenfeste Bonn gGmbH zur Kenntnis, dass die überwältigende Mehrheit unseres Aufsichtsrates hinter dem künstlerischen Konzept der Intendanz und der Geschäftsführung steht.“

In der nächsten Aufsichtsratssitzung wollen Wagner und Schwerdtfeger ein detailliertes Maßnahmenpaket vorstellen. Dabei sollen Kosten und Erlöse auf den Prüfstand gestellt werden. Außerdem wolle man die Marketingaktivitäten weiter intensivieren.

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