Neuer Gedichtband Bernd Neubauer ist lyrischer Begleiter der Pandemie

Bonn · Bernd Neubauers Gedichtband „Finale“ beschließt eine dreiteilige lyrische Begleitung der Corona-Pandemie. Zeichen der Krise sind für den Göttinger Autor allgegenwärtig.

 Trilogie beendet: Der Göttinger Autor Bernd Neubauer.

Trilogie beendet: Der Göttinger Autor Bernd Neubauer.

Foto: Andrea Neubauer

Die Zeichen der Krise sind für den Göttinger Autor Bernd Neubauer allgegenwärtig. In seinem neuen Gedichtband „Finale“ entdeckt er sie am Hindukusch und an der Ahr, in der Natur und in den Jahreszeiten, im Privaten und im Politischen, im Flug eines Adlers, im Schneeregen des Nachts und in der Weite an der Nordseeküste. Das Gedicht „Der Traum“ endet mit dem Übergang des Träumenden „ins Nichts, dessen Atem ihn schon anwehte. Absolute Einsamkeit. Das totale Vakuum. Unwiederbringlich“.

„Finale“, ein Gedichtzyklus aus der Zeit der Corona-Pandemie Oktober 2021 bis Februar 2022, folgt auf das im Spätherbst 2020 erschienene Langgedicht „Zäsur“ und auf „Saudade“, den Ende 2021 veröffentlichten zweiten Band von Neubauers lyrischer Pandemie-Chronik. „Zäsur“ sprach viele Sprachen, nährte sich von Alltagsbildern, Traum, Erinnerung, Geschichtsbetrachtung und politischer Analyse sowie von Familienszenen, Krankheitserfahrungen und Daseinsbilanz.

Erfahrungen und Empfindungen

In „Saudade“ verlieh der Autor privaten Erfahrungen und Empfindungen exemplarische Dimensionen. Die Gedichte transportierten Sehnsucht und Wehmut, die Einsicht, etwas unwiederbringlich verloren zu haben – aber auch das Wissen um die Kostbarkeit verflossener Momente und die Perspektive einer lebens-, sogar liebenswerten Zukunft. Der Abschluss der Trilogie nimmt den elegischen, dann wieder trotzig aufbegehrenden Ton der Vorgänger auf. „Ich weiß um das Leid / draußen vor der Tür / wie um die Schönheit / neben mir“, formuliert Neubauer programmatisch. Mit dem Stilmittel der insistierenden Wiederholung – den Anfang einer Zeile bilden sechs Mal „Wie...“ und sieben Mal „Und wieder ist es Herbst...“ – malt Neubauer Bedrohungsszenarien aus. „Wie die Angst frisst ihre Kinder“, heißt es zum Beispiel an einer Stelle. An einer anderen: „Und wieder ist es Herbst / ein tiefdunkler gar.“ Dagegen steht ein drei Mal mit „Noch immer...“ eingeführter Hoffnungsakzent: „Noch immer / die Berührung / die Lust / deine Lippen.“

Seit zwei Jahren Student

Die kurze, prägnante, reflexive, philosophisch-aphoristische Form wechselt mit langen und detailreichen Stücken im Prosagewand. In dem mit der Zeile „N. seit zwei Jahren Student“ anhebenden Gedicht kann sich eine ganze Universitäts-Generation wiedererkennen: „Was aber ist ein Student / der den Dialog / von Angesicht zu Angesicht / nicht kennt / nicht den Taumel des / endlosen Gesprächs / nicht den Zauber des Augenblicks / da ein Gesicht dich streift / im Vorübergehen / wie dieses Gesicht / unter Tausenden wiederkehrt / und alles sein Gewicht verliert.“ Vor gar nicht so langer Zeit war das studentischer Alltag.

Bernd Neubauer: Finale. 65 S., zehn Euro zzgl. Versandkosten. Bestellungen: bneubauer.de oder im Buchhandel. ISBN 978-3-9823550-1-6.

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