Thomas Ruff in Rhöndorf Bilder im Kopf und das Gesetz der Serie

Bonn · Künstlergespräch mit Thomas Ruff bei der Finissage seiner Ausstellung im Rhöndorfer KAT_A.

Die Liebe zum Experiment: Fotokünstler Thomas Ruff.

Die Liebe zum Experiment: Fotokünstler Thomas Ruff.

Foto: picture alliance/dpa/Roland Weihrauch

„Ich bin der Künstler“, betont der Fotokünstler Thomas Ruff (65), „und ich darf auch unfotografische Dinge tun“. Das sei seine Freiheit. Und darauf legt er absolut Wert. Und so „darf“ er – in der Serie d.o.p.e – Bilder auf Teppich drucken, wohl wissend, dass das die Grenzen des Mediums sprengt. Denn „Fotografie, das ist lichtempfindliches Paper und Chemie“, sagt er. Ruff hat auch mit den digitalen NFTs herumprobiert, „aber da hat kein Schwein danach gefragt“. Und Künstliche Intelligenz ist natürlich ein Thema.

„Ich habe ein Bild im Kopf und frage dann danach: ‚Wie bringe ich es zustande?‘“, so erklärt der Fotostar seine Strategie. In den Jahrzehnten seit 1985, als er die Klasse von Bernd Becher an der Düsseldorfer Akademie mit dem Klassen-Credo verließ: „Ich arbeite in Serien, weil man mit einer einzelnen Fotografie keine Thesen aufstellen und nichts beweisen kann“, ist unglaublich viel passiert. Ruff war geistig und thematisch permanent in Bewegung, hat das Medium Fotografie gewendet und befragt, hat sich selbst als Fotograf hinterfragt. Und hat bei der Serie „Sterne“ das erste Mal darauf verzichtet, selbst auf den Auslöser zu drücken. Gerasterte Pressefotos, historische Glasnegative und Porno- oder Manga-Fotos aus dem Internet, Arbeit mit dem digitalen JPEG-Datenkomprimierungsverfahren, Experimente mit Virtual Reality und 3D-Software: Ruff hat sich immer wieder neuesten Techniken zugewendet und sie für seine Kunst zu nutzen gewusst – was gerade sein Werk so spannend macht.

Wann endet eine Serie?

In einer sehr pointierten Ausstellung im KAT_A (Kunst am Turm) der Sammlerin Andra Lauffs-Wegner in Rhöndorf wurde die an Überraschungen reiche Werkgeschichte des Düsseldorfer Künstlers nachgezeichnet. Zum Finale der Ausstellung „Thomas Ruff – Dispersion“ veranstaltete die Sammlerin eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde, an der neben Ruff und der Ko-Kurator der Ausstellung und Ruff-Sammler Markus Kramer auch Stefan Gronert vom Sprengel Museum Hannover teilnahm. Gronert war lange Jahre im Kunstmuseum Bonn unter anderem für Fotografie zuständig.

Ruff erzählte gut gelaunt über sein Werk, antwortete präzise auf die Beiträge und Fragen von Kramer und Gronert. Zum Beispiel Fragen nach dem Gesetz der Serie, nach den Kriterien, wie umfangreich eine solche ausfallen soll. Es gibt verschiedene Gründe: Bei den Porträts habe er „10 im Kopf gehabt“, bei den JPEGs waren es 150. „Serien sterben aus Langeweile oder weil ich keine Zeit mehr habe“, sagt Ruff, „die ‚Plakate‘ haben zu viel Arbeit gemacht, nach neun war ich erschöpft“ und „die Serie der großformatigen Porträts wurde eingestellt, weil Kodak das Papier nicht mehr herstellte“: So weit der interessante Bericht aus der Ruff-Werkstatt.

Und seine wunderbare „Sternen“-Serie hat er mit offiziellen Bildern einer Sternwarte gemacht, „weil ich seit jeher eine große Affinität zur Astrologie habe“. So einfach ist das. Ruff: „Alles, was der Künstler macht, ist biografisch.“

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