Der Sänger aus Nottingham Bluesige Emotionen
Köln · Der britische Songwriter Jake Bugg begeistert seine Fans in der Kölner Kulturkirche mit einem Querschnitt durch sein Schaffen.
Was ist da passiert? Noch vor gut einem Jahr trat Jake Bugg im Rahmen des c/o pop Festivals vor gut 900 begeisterten Fans in der Kölner Philharmonie auf. Nun konnten zwar 600 Tickets für das Konzert in der Kulturkirche, die somit ausverkauft war, abgesetzt werden, doch im Kirchenschiff gibt es noch reichlich Raum. Dem Publikum ist es auf jeden Fall recht, denn so besteht auch in den hinteren Reihen die Chance, gelegentlich einen Blick auf Bugg, der auf einem Stuhl sitzend Gitarre spielt und singt, zu ergattern.
Der bei seinem Durchbruch beim Glastonbury Festival 2011 als Ausnahmetalent gefeierte Singer-Songwriter veröffentlichte im September mit „Hearts That Strain“ immerhin sein viertes Album innerhalb von fünf Jahren. Produziert wurde es in Nashville mit einigen „ganz, ganz alten Musikern“, beteuert Bugg ebenso humorvoll wie ehrfürchtig. Mit dem Titelsong startet er auch sein Konzert. Doch sind Songs vom neuen Album wie etwa „Southern Rain“ eher Ausnahmen auf der Setlist. Vielmehr präsentiert der 23-Jährige, der auf eine Band verzichtet hat, eine Mischung seines gesamten bisherigen Schaffens, darunter viele bejubelte Songs seines Debüts von 2012 wie „Saffron“, „Slide“ oder „Trouble Town“, einer eher zweifelhaften Würdigung seiner Heimatstadt Nottingham. Dies alles singt er keinesfalls leidenschaftslos, aber es drängt sich ansatzweise der Eindruck auf, als sollte dieses Konzert eher eine Art künstlerischer Rechenschaftsbericht werden.
Trotz des jüngsten Ausflugs in Country-Sphären gehört Jake Bugg als Musiker eigentlich nicht in die romantische Schublade. Nur wenige Singer-Songwriter zeigen soviel klangliche Kante, interpretieren bluesige Emotionen so zeitgemäß, obwohl er sich hörbar am frühen Bob Dylan orientiert. Buggs durchdringende Stimme klingt unterkühlt und dennoch zieht sie seltsam intensiv in ihren Bann. Mit bemerkenswerter Stimmkraft und viel persönlicher Reife versteht er es, Gefühle mit empathischem Feuer zu erhitzen, um sie dann aber auch wieder mit emotionaler Eiseskälte frostig abzuschrecken. Seine schneidende Intonation lässt an Placebo-Sänger Brian Molko denken, die hohe Stimmlage eher an Art Garfunkel. Seine akustische Gitarre ist mit ihrem metallischen Sound der Stimme bestens angepasst, und genauso passend verwendet er Einflüsse aus Country, Folk, R'n'B und Soul für seine Songs. Die gleiche klangliche Bandbreite wie mit Bandbegleitung kann er als Solist natürlich nicht abdecken, aber zum Schluss gibt es verdient frenetischen Applaus für einen Musiker, dessen Entwicklung sich weiterhin spannend gestalten dürfte.