Nach langer Coronapause So verlief die Premiere von Pink Punk Pantheon
Bonn · Nach zwei Karnevalssessionen Pause war das Ensemble von Pink Punk Pantheon wieder in Bonn zu sehen. Trotz dem krankheitsbedingten Ausfall von PPP-Legende Norbert Alich gab es bei der Premiere stehende Ovationen.
Bilder von der Premiere von Pink Punk Pantheon
Sparen ist das Gebot der Stunde, so heißt es allerorten. Diesem Primat hat sich sogar Pink Punk Pantheon ergeben, wenn auch nicht freiwillig: Wegen einer Erkrankung von Norbert Alich muss die legendäre alternative Karnevalsrevue ihre Sitzungen in diesem Jahr kurzfristig mit halbiertem Präsidium absolvieren. Eine enorme Herausforderung, denn auch wenn beim Personal gezwungenermaßen gespart wird, lässt sich das Ensemble um Rainer Pause alias Fritz Litzmann doch ansonsten nicht an der kurzen Leine halten. Nach immerhin zwei Corona-Sessionen ohne den PPP will es klotzen, nicht kleckern – und schießt bei der Premiere, die aus dem genannten Grund um eine Woche verschoben werden musste, aus allen Rohren. Vier Stunden Sketche, Lieder und scharfe Spitzen (inklusive Pause), das klingt fast nach einem Rekord. Und das Publikum? Genießt jede Minute.
Tatsächlich läuft die Premiere erfreulich rund, auch ohne Alichs Alter Ego Hermann Schwaderlappen, der angeblich „in wichtigen Vereinsangelegenheiten unterwegs“ sei, einem beiläufigen Telefonat mit Fritz Litzmann zufolge aber wohl an irgendeiner Bonner Bahnschranke festhängt. Letzterer mimt also den letzten Mohikaner, und das ausgerechnet im 40. Jubiläumsjahr des FKK Rhenania. Aber gut: Wat willste maache. Augen zu und durch. Der trinkfreudige Litzmann muss jetzt nicht nur doppelt sehen, sondern auch doppelt liefern – und das gelingt ihm trotz all seiner Flucherei erstaunlich gut. Mehr noch, er ist dabei wie üblich am Puls der Zeit, kommentiert die jüngsten Erfolge Bonns in verschiedenen Rankings (Platz zwei bei der Blitzer- und Platz eins bei der Baustellendichte), belächelt die Einbahnstraßenregelung der nur noch stadtauswärts führenden Bornheimer Straße und bedauert Joe Biden für seine Garage. Nichts davon wirkt wie mit der heißen Nadel gestrickt, jede Pointe sitzt, die Show läuft wie am Schnürchen. Die herrlich schräge Mischung aus Trauer- und Geburtstagsrede auf Fritz Litzmann, der damit zu dem kabarettistischen Äquivalent von Schrödingers Katze wird, entspricht somit nicht ganz der Wahrheit. Dennoch dürfte es für Rainer Pause eine Entlastung gewesen sein, als während des ohnehin stets wirren Rechenschaftsberichts Litzmanns Tochter Fritzi (Gabi Busch) zu einem Überraschungsbesuch kommt und ihrem Vater den Rücken stützt. Eine starke Kombo, die vor allem optisch und hinsichtlich des Lachens bereits auf der gleichen Wellenlänge sind.
Bei allem Lob für Pauses Leistungen darf allerdings das Ensemble nicht zu kurz kommen. Unter der Regie von Stephan Ohm ist einmal mehr ein herrlich schräges Programm mit allerlei Höhepunkten und nur wenigen Schwächen entstanden. Ja, es ist deutlich zu lang, wie die Premiere gezeigt hat, aber das war in den vergangenen Jahren nicht anders und wird voraussichtlich durch das Streichen von ein oder zwei Nummern korrigiert werden. Wobei sich die Frage stellt, welche entfallen können. Sicherlich nicht das Gespräch zweier Flugtaxifahrer aus Hangelar (Gabi Busch und Volker Büdts) über die Prominenten, die diesen Ort in den vergangenen zweitausend Jahren bereits überflogen haben, angefangen bei Jesus. Auch das herrlich possierliche Krätzchen von Aischa-Lina Löbbert und Beate Bohr, die den Umsturzversuch der Reichsbürger satirisch besingen, dürfte bleiben, ebenso wie Bohrs Blockflöten-Solo zu einer klimafreundlichen Version von „Killing in the Name of“ oder geniale Auftritt von Massimo Tuveri als der von einem altfinnischen Roman begeisterte Literaturkritiker Schennis Deck. Letzterer ist übrigens auch bei einer bitterbösen „Sünderlein“-Nummer von vier Kardinälen sowie der wohl stärksten Nummer des Abends beteiligt: Dem Besuch des Jeck Packs, das sowohl bei den Zoten als auch bei den Liedern ganz nah dran ist an den verschmitzten Geplänkeln von Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. Und wer kann sich schon einer Swing-Version von „Viva Colonia“ entziehen, bei der die exzellente Band alle Register zieht? Da muss selbst der in Melancholie versunkene Fritz Litzmann mitwippen. Von wegen „Mer laache ons duud!“, wie es im Sessionsmotto heißt. „Mer laache ons jesund!“ So wird ein Schuh draus.
Termine
Für folgende Vorstellungen des Pink Punk Pantheon gibt es noch Karten: 22.1., 7.2., 14.2., 15.2. Tickets erhalten Sie über www.pantheon.de.