Ausstellung "Jetzt! Junge Malerei in Deutschland" Bonner Kunstmuseum zeigt junge Malerei

Bonn · Das Kunstmuseum Bonn sowie Häuser in Hamburg, Chemnitz und Wiesbaden zeigen am Mitte September unter dem Titel "Jetzt!" junge Malerei aus Deutschland.

Vivian Greven: "Leea" von 2017.

Vivian Greven: "Leea" von 2017.

Foto: Greven

Als 2007 langsam durchsickerte, dass Stephan Berg neuer Intendant des Kunstmuseums Bonn würde, war er gerade in Hannover mit einem fulminanten Projekt zugange: „Made in Germany“ hieß die hochinteressante Bestandsaufnahme aktueller Kunst, die sich Kestnergesellschaft, der Kunstverein Hannover und das Sprengel Museum Hannover teilten. Mitinitiator Berg war damals Chef des Kunstvereins – ihn und seine spannende Ausstellung zu besuchen, war ein Muss. Die Schau wurde übrigens quasi zum Selbstläufer, 2017 gab es „Made in Germany Drei“.

Mit Bestandsaufnahmen hat Berg also Erfahrung. Weswegen man man sich unbedingt auf das Ausstellungsereignis des Herbstes freuen kann: „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ verspricht einen Querschnitt aktueller Malerei – „in allen Erscheinungsformen des Mediums ohne konzeptuelle oder ideologische Einschränkungen“, wie das Kunstmuseum Bonn verspricht. Es ist nicht das erste Mal, dass die so oft schon totgesagte Königsdisziplin auf dem Prüfstand steht. „Das Interessanteste an der gegenwärtigen Diskussion über Malerei ist möglicherweise die Tatsage, dass es sie überhaupt (wieder) gibt“, meint Berg, „Nachdem der theoretische Diskurs das Medium über lange Zeit eher ausgeblendet hatte, oder ihm, wie beispielsweise die US-amerikanische Kunstkritikerin Rosalind Krauss, grundsätzlich die Fähigkeit abgesprochen hatte, auf die heutigen künstlerischen Anforderungen eine zeitgemäße Antwort zu finden, ist die Lust an der diskursiven Auseinandersetzung mit diesem offensichtlich ewig 'untoten' Medium (Kolja Reichert) mittlerweile deutlich gewachsen.“

In Bonn wird gerade die Dauerausstellung geräumt, um Platz zu schaffen für die Kunst von 53 Malern und Malerinnen. Die Bonner arbeiten dabei eng mit dem Museum Wiesbaden, den Kunstsammlungen Chemnitz-Museum Gunzenhauser und den Deichtorhallen Hamburg zusammen. Ein starkes Quartett, das ab Mitte September mit „Jetzt!“ den Querschnitt versucht – insgesamt 500 Bilder werden zu sehen sein.

Dabei gibt es bestimmte Kriterien: Es geht um Malerei als Bild und nicht um installative oder multimediale Erweiterungen; im Fokus ist die Generation der in den späten 1970er Geborenen; die Werke sind auf Deutschland beschränkt.

Das Experementierfeld Bild

„Getragen vom avantgardistischen Impuls des Normverstoßes und der Grenzüberschreitung, beflügelt zudem von der – manchmal ein wenig ödipal wirkenden – Sehnsucht, in den Schoß der Gesellschaft und damit des 'Lebens' zurückzukehren, hat die Malerei der Moderne den Rahmen des Tafelbildes überschritten, um sich jenseits seiner Grenzen neue Spielräume zu erschließen.“ So skizziert Christoph Schreier, Malereiexperte und scheidender Vizedirektor des Kunstmuseums Bonn, die Ausgangslage. Gleichwohl bekennen sich trotz aller Auflösungstendenzen des Bildes auch jüngere Künstlergenerationen, so Schreier, zum Experimentierfeld des Bildes: „Es scheint, dass das Tafelbild, quasi als externalisierter Schutzraum gegen die Verflüssigung und Verflüchtigung allen künstlerischen Handelns, durchaus geschätzt wird.“ Die Erfahrung haben Schreier und Berg, aber auch die übrigen Kuratoren bei den Recherchen zu „Jetzt!“ gemacht.

Die gestalteten sich recht langwierig – zu hören ist von „langen, lustvollen, bisweilen kontroversen, immer aber fruchtbaren Diskussionen“. Ein kollektives Brainstorming, in das mehr Personen als das halbe Dutzend Kuratoren involviert waren, ergab ein Gesamtfeld von rund 150 Positionen, von denen die relevantesten Hundert ausgewählt wurden. Man besuchte die jeweiligen Ateliers – zwischen Herbst 2017 und Frühjahr 2019 reisten wechselnde Teams durch die Republik auf der Suche nach den überzeugendsten Beiträgen. „Eine Tour d'Horizon, bei der fast jeder Besuch eine Entdeckung und ein Erlebnis war“, heißt es im Vorwort zum Katalog.

En passant machten die Museumsleute eine schlimme Beobachtung: Wo auch immer die Reisenden Station machten, trafen sie auf prekäre, nicht ausreichende Angebote von Künstlerateliers in den Städten. Allen voran Berlin, die Stadt, die sich mit ihren internationalen Künstlern brüste, stehe sehr schlecht da, was bezahlbare Ateliers angehe.

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