Theater Bonn 2021/22 Bonner Schauspiel will „Die Welt neu denken“

Bonn · Mit Vorstellungen der „Räuber“ im Schauspielhaus und der „Fledermaus“ in der Oper haben sich die städtischen Bühnen Anfang März 2020 in eine Zwangspause begeben. Mit dem Musical „Chicago“ am 29. August startet die Saison 2021/22.

 Jelineks „Prinzessinnendramen“ sind ab 11. Juni wieder online abrufbar: Christian Czeremnych in „Dornröschen“.

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Foto: Lars Figge

Kurz vor Pfingsten verkündete der Bonner Generalintendant Bernhard Helmich eine frohe Botschaft im General-Anzeiger. Die Kunst in seinem Haus würde nach einem langen, durch äußere Umstände erzwungenen Schlaf wieder zum Leben erwachen. Am Sonntag, 29. August, startet das Theater mit dem Musical „Chicago“ im Opernhaus in die Spielzeit 2021/22. Am Mittwoch legten Helmich und Kollegen Details zu den Monaten August und September vor. Den Rest liefern sie in einer Pressekonferenz am Freitag, 27. August, nach.

Helmich brachte die Gemütslage im Theater auf den Punkt: „Es ist wunderbar, auf die kommende Spielzeit mit dem Gefühl zu blicken, unser Theater wieder auf die Bühnen zu bringen.“ Der Bonner Schauspielchef Jens Groß versuchte sich als Publikums-Diagnostiker: „Es gibt einen großen Hunger nach Kultur, und wir freuen uns auf gemeinsame Erlebnisse und den Erfahrungsaustausch mit dem Publikum. Wir werden weiterhin einen literarischen, politischen und unterhaltsamen Spielplan anbieten.“ Wie immer bei solchen Anlässen fasste der Theatermacher die Bedeutung seiner Arbeit in einen kühnen und ehrgeizigen Satz: „Das Theater ist noch einer der wenigen Orte, an dem es gewagt wird, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln kritisch, mit Lust, manchmal auch mit Trauer, mit Fantasie und immer im Dialog mit dem Publikum stehend als Spiegel der Gesellschaft zu fungieren.“

Konkret gestaltet sich das im Sprechtheater zunächst mit zwei Premieren; dabei handelt es sich um Uraufführungen. Am Freitag, 10. September, debütiert „Unsere Welt neu denken“ nach Maja Göpel in der Regie von Simon Solberg im Schauspielhaus in Bad Godesberg, am Samstag, 11. September, folgt auf der Werkstattbühne „Liebe et cetera“ von Emanuel Tandler. Der Autor inszeniert selbst.

„Hier kommt keiner durch!“

Zurück in den August: Am Samstag, 28. August, findet auf dem Gelände der Theaterwerkstätten in Beuel die Familienpremiere zu „Hier kommt keiner durch!“, einer Koproduktion von Portal, Beethoven Orchester Bonn und Schauspiel, statt. Zu sehen ist diese Produktion ebenfalls auf dem Opernrasen am Sonntag, 29. August. Das Programm der Reihe „Quatsch keine Oper“ stellt Rita Baus am Freitag, 3. September, im Opernhaus vor. Zwei September-Termine stehen fest. Am Sonntag, 19. September, kommt das Publikum in den Genuss gleich zweier Kabarettisten. Um 14 Uhr präsentiert Konrad Stöckel sein Programm „Wenn’s stinkt und kracht, ist’s Wissenschaft“, und um 18 Uhr ist Hagen Rether mit „Liebe – Aktuelle Fassung“ auf der Bühne des Opernhauses zu sehen.

Groß betrachtet das Maja-Göpel-Projekt „Unsere Welt neu denken“ mit spürbarem Enthusiasmus. In einem Theater-Labor begeben sich fünf Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters als Forscherinnen und Forscher auf eine musikalische Reise durch die Geschichte der Menschheit. Sie treffen dabei auf historische Figuren aus Politik, Wissenschaft und Philosophie, werden Zeuge geschichtlicher Großereignisse und durchleben die Höhe- und Tiefpunkte unserer Zivilisation. Dabei gehen sie der Frage nach, wie wir zu dem wurden, was wir sind, und wie wir gemeinsam „Unsere Welt neu denken“ können.

Bild von Wirtschaft und Umwelt hinterfragen

Auf Basis des gleichnamigen Buches der Transformationsforscherin Maja Göpel untersuchen sie die Prägung unserer Gesellschaft durch die Wirtschaftswissenschaften. Sie folgen der Einladung der Autorin, unser auf stetiges Wachstum ausgerichtetes Bild von Wirtschaft und Umwelt zu hinterfragen und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, die Zukunft unseres Planeten wieder in die eigene Hand zu nehmen. Unterstützt werden die Schauspieler dabei von einem Netzwerk aus vielen anderen Theatern aus dem deutschsprachigen Raum – und vom Publikum.

Emanuel Tandlers „Liebe et cetera“ stellt Fragen: Was passiert nach dem ersten Kuss und dem ihm innewohnenden Glücksversprechen? Was folgt auf die Ekstase? Wer könnte solche Fragen besser beantworten als das Theater?

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