Bonner Stummfilmtage: Buster Keaton Buster Keaton zeigt alles, was Kino kann
Bonn · Bonner Stummfilmtage zeigen am 10. August im Arkadenhof der Uni Buster Keatons genialen Klassiker „Sherlock Holmes jr.“, ein Drama mit Tricks, Tempo und einer zarten Liebe.
Es ist eine große Liebeserklärung an das Kino und gleichzeitig eine stolze, staunende, Funken sprühende Demonstration der Möglichkeiten dieses Mediums: 1924 brachte Buster Keaton seinen Spielfilm „Sherlock Holmes jr.“ heraus, die Bonner Stummfilmtage zeigen ihn in ihrem Jubiläumsprogramm zum 40. am 10. August, 21.45 Uhr, im Arkadenhof der Bonner Universität.
Keaton, der in „Sherlock Holmes jr.“ Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller in einer Person ist, setzt dem Kino als Traum- und Illusionsfabrik ein herrliches, ganz unpathetisches Denkmal. „Sherlock“ fungiert quasi als Erklärfilm zu Thema „Was ist Kino?“ und „Was kann Kino“. Zum Beispiel Geschichten erzählen: Der junge Filmvorführer (Keaton) ist ein mittelloser Träumer, schwer verliebt in Ruth (Kathryn McGuire) und seinem Nebenbuhler ziemlich unterlegen. Als Letzterer die Uhr von Ruths Vater, gespielt von Busters Vater Joe, klaut, im Pfandhaus versilbert und dem Filmvorführer die Quittung buchstäblich in die Tasche schiebt, scheint es mit Ruths Zuneigung vorbei zu sein. Da kann der bekennende Sherlock-Fan kaum mehr ausrichten, als den Bösewicht auf Schritt und Tritt zu beschatten. Herrlich.
Abenteuer Kino
Zurück zum Job: Bei der Vorführung im Kino schläft der junge Mann ein. Schemenhaft tritt er aus sich heraus, wandelt in den Zuschauerraum, in dem das Publikum vor der Leinwand sitzt und ein Pianospieler den laufenden Stummfilm untermalt. Kino im Kinofilm. Und dann springt Keaton in den Film, fliegt wieder heraus, drängelt sich erneut hinein, steckt mitten in der Geschichte, behauptet sich in anderen Phasen als autonomer Akteur. Die Szenarien wechseln, plötzlich ist er Teil einer Handlung, in der auch Ruth und der Bösewicht auftauchen und Keaton als Sherlock den Fall an sich nimmt.
Ja, das ist großes Kino: Ein Spiel mit Realitätsebenen, mal surreal, mal mitten im Leben, ein Drama mit menschlichen Abgründen und einer wunderbar zarten, schüchternen Liebe. Kino ist für Keaton letztlich nicht nur Unterhaltung, sondern auch Bildungsinstanz und Lebenshilfe. Keaton war gerade 29 als er „Sherlock jr.“ herausbrachte – und natürlich wollte er zeigen, was er draufhat: Verfolgungsjagden und tolle Stunts, Spannung und aberwitzige Tricks, Spezialeffekte und Emotionen. Finanziell erfolgreich war Keatons 49-Minuten-Spielfilm nicht, aber er eroberte die Herzen vieler Cineasten. Zusammenfassend schreibt etwa das Lexikon des Internationalen Films: „Keatons originellste und spektakulärste Stummfilmkomödie, zugleich eine der gelungensten Auseinandersetzungen des Mediums Film mit sich selbst. Sehr dicht und fesselnd inszeniert, mit vielen amüsanten Einfällen und einer heiter-fantastischen Atmosphäre.“