CD-Tipp „Trio!“ Pianist Claus Raibles interpretiert Standards neu

Das Album „Trio!“ des Pianisten Claus Raibles lässt sich als Hommage beschreiben. Was der Pianist aus den tausendfach gehörten Standards macht, ist großteils hochspannend.

 Die neue CD von Claus Raibles erscheint am 9. Januar.

Die neue CD von Claus Raibles erscheint am 9. Januar.

Foto: alessarecords

Gegen Ende von Claus Raibles Eröffnungsstück „Ridin’ High“ explodiert förmlich ein Schlagzeug. Leicht, flüssig, schwebend, intensiv. Fast aus dem Nichts reißt es die Initiative an sich und krempelt die fein swingende Jazznummer um. Ein feuriges, fetziges Solo. Wer ist das? Alvin Queen, 69, aus der Bronx, wirbelt hier das ganze Trio an die Wand. Raibles Piano antwortet, ein toller Wettstreit entspinnt sich, der die ganze CD über für faszinierende Momente sorgt.

Schlicht „Trio!“ heißt die neue CD des Münchners Raible, der aus seiner Vorliebe für Standards keinen Hehl macht. Was er aus den tausendfach gehörten Nummern macht, ist großteils hochspannend. Flott und mit einem schönen Drive geht er den Schmachtfetzen „Smoke Gets In Your Eyes“ an, schiebt ein tänzerisches Solo ein, in dem Schlagzeug und Bass (Giorgos Antoniou) erst brav assistieren, sich dann allerlei Freiheiten erlauben. Auch „I’ll Remember April“ unterzieht Raibles Trio einer Frischzellenkur. Insbesondere das Piano glänzt hier mit schön ausgespielten Improvisationen und kalkulierten Brüchen.

Aus dem Standard-Repertoire hört man ferner eine hinreißende Interpretation von „On Green Dolphin Street“. Sehr präzise und schlank. Breit und ausladend, alle Register des Barmusikers ausspielend (mit leichten Dissonanzen), kommt dagegen „Somewhere over The Rainbow“ daher. Raibles Bandbreite ist enorm.

Zweifellos und unüberhörbar ist er ein großer Verehrer von Thelonious Monk. Was man nicht nur seinen Eigenkompositionen (besonders gut „The Penguin“, „Night Time Is My Mistress“ und „Course De Ville“) anhört, sondern auch den drei Stücken von Monk, die sich auf der „Trio!“-CD finden. Höhepunkt dieser Monk-Exegese und eines der besten Stücke des Albums ist sicherlich ganz am Schluss „Round Midnight“, in dem Raible auf seine Triopartner verzichtet und sich ganz in Monks Kosmos versenkt. Spätestens hier wird klar, wie intensiv das gesamte Album von Monks Reibungen und Rupturen durchdrungen ist. Also: Nach „Round Midnight“ nochmal alles von vorne anhören!

Claus Raible: Trio! Alessa Records.

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