Kölner Philharmonie City of Birmingham Symphony Orchestra brilliert in Köln

Köln · Beim Konzert des City of Birmingham Symphony Orchestra in der Kölner Philharmonie begeisterte unter anderem die litauische Dirigentin Mirga Gražinyte-Tyla.

 Dirigentin Mirga Gražinyte-Tyla bei der Probe in Köln.

Dirigentin Mirga Gražinyte-Tyla bei der Probe in Köln.

Foto: Brill

Bereits im zarten Dirigentinnen-Alter unter 30 folgte Mirga Gražinyte-Tyla Stars wie Andris Nelsons und Simon Rattle als Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra. Jetzt stahl sie beim Köln-Besuch sogar dem angesagten 20-jährigen Cellisten Sheku Kanneh-Mason, Nachwuchskünstler des letzten Jahres, die Show - allerdings im besten Sinne.

Letzterer ergab sich im berühmten Cello-Konzert von Edward Elgar ganz dem Strom der meist trauernden Töne. Der schlaksige Brite verschmolz wahrhaftig mit seinem Instrument, Bogen und Griffhand arbeiteten von innen heraus - der Blick des Interpreten wanderte am philharmonischen Himmel, manchmal schlossen sich die Augen. So intensiv abgetaucht hat ihn auch ein Milliardenpublikum bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle erlebt, ein toller Moment in der Karriere eines so jungen Künstlers. Jetzt im Spielfluss fehlte jedes Show-Element, sein tiefer ernster Dialog mit dem anspruchsvollen Werk nahm die Menschen mit, das wirkte technisch mühelos wie ein gelungener Gesang - mehr geht nicht in so jungen Jahren.

Wunderbar federnd folgten hier bereits das Orchester und seine Chefin, die ein perfekt austariertes Dynamiksystem zwischen Soli und Orchester vorführte. Die minimale Reaktionszeit des großen Orchesters bestach auch in einem frühen Werk des Briten George Benjamin, der kein naturalistisches Gewitter inszenierte, aber doch rollenden Donner durch den Saal schickte und aufzeigte, welche scharfen Orchesterklänge um 1980 geweckt werden durften.

Wie zur Erholung schloss sich Ralph Vaughan Williams "Fantasia On A Theme By Thomas Tallis" an, ein raffiniertes Streicherwerk mindestens mit der Sogkraft des berühmten Adagios von Barber. Eigentlich wohl gedacht als ein Stück für sakrale Akustik mit antiphonem Fernorchester, lullte auch ohne Hall die permanent wiederholte alte Melodie die Hörer auf unterhaltsamste und angenehmste Weise ein. Das war exzellent musiziert und kam den chorischen Wurzeln der Dirigentin aus Litauen sehr entgegen. Wie sehr die baltische Sängertradition die junge Dame beflügelt, das zeigte die originelle Zugabe: Da verwandelte sich das ganze Orchester in einen tüchtigen Chor mit tänzerischer Renaissance-Musik; beste Stimmung nur mit Stimmen.

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