Sieben Premieren Das bietet die neue Spielzeit im Contra-Kreis-Theater

Die Spielzeit 2019/20 im Contra-Kreis-Theater bietet unter anderem „Nackte Tatsachen“ und eine „Extrawurst“. Theaterchef Horst Johanning stellt die Stücke vor.

 Horst Johanning FOTO: P. BISCHOFF

Horst Johanning FOTO: P. BISCHOFF

Foto: P. BISCHOFF

Im vergangenen Jahr war es endlich soweit. Horst Johanning hatte lange um Rudolf Kowalski geworben, und im Februar kam es zur Premiere von Stefan Vögels Stück „Die Niere“ im Contra-Kreis-Theater. Zusammen mit seiner Frau Eva Scheurer spielte Kowalski die Hauptrolle. „Jedes Bild endet mit einem Knaller“, schwärmte Johanning von Vögels neuem Stück. Die Premiere lief gut, das Publikum war begeistert. Aber, wie der Theaterchef in seiner Bilanz der Saison 2018/19 feststellte, erfüllte die Komödie nicht die hochgesteckten Erwartungen. Agatha Christies Kriminalstück „Die Mausefalle“ lief besser als Vögels „Niere“.

Neue Spielzeit, neues Glück. Eröffnet wird am 3. September mit Stefan Vögels Erfolgsstück „Achtung Deutsch!“. Bis zum 29. September wird die Wiederaufnahme von Jochen Busses beim Publikum schwer beliebter Inszenierung zu sehen sein; sie wurde bei den Hamburger Privattheatertagen als beste Produktion in der Kategorie Komödie mit dem Monica Bleibtreu Preis ausgezeichnet.

Die Saison 2019/20 im Contra-Kreis bietet mehr Premieren als üblich: „Sieben auf einen Streich“, wie Johanning ankündigt. Das ist dem Terminplan der eingeladenen Schauspieler geschuldet, von denen einige sich jeweils nur für vier Wochen verpflichten können.

Vom 3. Oktober bis 1. Dezember erwarten die Zuschauer „Nackte Tatsachen“ von Kerry Renard. Johanning: „Die nackten Tatsachen sind diesmal Männer – aber das nur aus Versehen.“ Renards Komödie erzählt „eine sehr lustige Geschichte“, in der Oliver und Michael eines Morgens nackt und mit Handschellen aneinander gefesselt in Olivers Gästebett aufwachen. Das wirft Fragen auf, die Florian Battermanns Inszenierung beantworten will.

Wer „Die Wahrheit über Dinner for One“ noch nicht kennt, kann sich vom 5. Dezember bis 5. Januar 2020 belehren lassen. Jan-Ferdinand Haas' Komödie (Regie: Florian Battermann) bebildert den Albtraum eines Theaterleiters, der „Dinner for One“ mit sechs Darstellern aufführen lassen will und am Ende mit mit nur noch zwei dasteht. Manon Straché und Peter Nottmeier geben sich „very British“. Johannings Eindruck: „Grandios.“

Multitalent Stefan Keim – Journalist, Comedian und Schauspieler – haucht vom 7. Januar bis 2. Februar 2020 Avery Hopwoods Stück „Der Mustergatte“ neues Leben ein. An seiner Seite: Michaela Schaffrath (leibhaftig) und der Geist von Heinz Erhardt (in Zitaten). „Da geht einem das Herz auf“, verspricht Johanning.

Der französische Autor Georges Feydeau (1862-1921) gilt nach Molière als einer der erfolgreichsten französischen Komödiendichter. Er war berühmt für seine Darstellung der brüchigen Normen des Bürgertums um die Jahrhundertwende. Feydeau charakterisierte seine Komödien als „umgekehrte Tragödien“. „Floh im Ohr“ („La puce à l’oreille“, 1907) gehört zu seinen unvergänglichen Meisterwerken. Kalle Pohl spielt in Jan Bodinus' Produktion eine Doppelrolle. (6. Februar bis 22. März 2020).

Danach ist Zeit für „Komplexe Väter“ (27. März bis 3. Mai 2020). René Heinersdorffs neue Komödie stellt Jochen Busse und Hugo Egon Balder auf die Contra-Kreis-Bühne. Zwei nicht mehr ganz so junge Männer versuchen, Lebensfehler zu korrigieren, die Zeit aufzuhalten und Erlebtes noch einmal zu leben.

Zum Schluss brät das Theater dem Publikum eine „Extrawurst“. Die Komödie von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob behandelt das Thema Integration. Das gestaltet sich „saukomisch, aber auch ein bisschen traurig“, findet Johanning. Auslöser des dramatischen Konflikts ist die Anschaffung eines neuen Grills in einem Tennisclub. Das Problem: Was tun mit dem einzigen türkischen Tennisspieler, dem es als gläubigem Muslim nicht erlaubt ist, seine Grillwürste neben Schweinefleisch auf einen Rost zu legen? Das tangiert die deutsche Leitkultur.

Horst Johanning, der nach einer Woche Salzburger Festspiele voller Eindrücke und Tatendrang seinen Theaterleiterdienst in Bonn wieder angetreten hat, wünscht sich weiter ein treues Publikum, will aber mehr: „Zuwächse wären nicht schlecht.“ Die Konkurrenz, sagt er, schläft nicht. Gemeint sind die Malentes und das GOP Varieté-Theater. Die Eröffnung im Kleinen Theater hat er miterlebt: „Das hat mir gut gefallen.“ Apropos Salzburg. Kriegen wir das in Bonn mit Beethoven irgendwann mal so hin wie die Österreicher mit Mozart und den Festspielen? Johanning: „Das schaffen wir nicht.“

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