Stadtklangkünstler Robin Minard in Bonn Das Gehör der Frösche

Bonn · Robin Minard ist Bonns neuer Stadtklangkünstler. Seinen Einstand gibt der gebürtige Kanadier mit einer Präsentation über Klangwelten, bei der er unter anderem über eine ungewöhnliche Forschungsreise in den Regenwald erzählt.

Der kanadische Stadtklangkünstler Robin Minard im Garten des Bonner Museums Koenig.

Der kanadische Stadtklangkünstler Robin Minard im Garten des Bonner Museums Koenig.

Foto: Gudrun von Schoenebeck

Noch ist vom aktuell amtierenden Stadtklangkünstler in Bonn wenig zu hören. Das heißt jedoch nicht, dass Robin Minard bislang untätig gewesen ist. Im Gegenteil – der kanadische Klangkünstler, 1953 in Montreal geboren, hat in Bonn recherchiert, seine Projektidee entwickelt und ist dann erstmal auf Forschungsreise gegangen. Diese Vorgehensweise passt zu einem Künstler, der die Dinge gestalten, aber selbst eher im Hintergrund bleiben will. „Ich bin zufrieden, wenn die Leute einfach hinhören“, sagt Minard und erzählt davon, wie er beschlossen habe, keine Musik mehr für wenige Konzertbesucher, sondern für die Öffentlichkeit zu machen. Studiert hat er Musiktheorie und Komposition in Kanada und Paris, seit etwa 40 Jahren konzentriert sich Minard auf elektronische Musik und Klanginstallationen.

Von 1997 bis 2021 war er Professor für elektroakustische Komposition und Klangkunst an der Hochschule für Musik und der Bauhaus-Universität in Weimar, wo er auch nach seiner Emeritierung „hängen geblieben“ ist, wie er sagt. In einer Welt des Menschen, die zunehmend durch beständigen Lärm verschmutzt wird, sucht er nach Möglichkeiten, den urbanen Klang inklusive der Stille bewusst zu gestalten. Immer beziehen seine Installationen die vorhandene Umgebung ein, sie greifen Geschichte oder Architektur des Ortes auf und wenden sich respektvoll an eine Zuhörbereitschaft des Publikums. 2018 reiste Minard nach Brasilien und beteiligte sich an der einwöchigen Protestaktion der indigenen Bevölkerung gegen die Zerstörung des Regenwaldes. Er zeichnete Lieder und Geschichten auf, nahm Geräusche des Waldes, der Tiere und des Regens mit. Die daraus entstandene 49-minütige Radio-Komposition war im Deutschlandfunk und im WDR 2019 zu hören.

Künstlerische und wissenschaftliche Forschung verbinden

Etwas im weitesten Sinne Vergleichbares hat Minard auch für Bonn vor. Dafür hat das neue Projekt der Beethovenstiftung „Soundforum Bonn“ – das in der Nachfolge von „bonn hoeren“ die Stadtklangkünstler betreut – ein Jahresthema ausgerufen. Das heißt Biodiversität und soll künstlerische und wissenschaftliche Forschung verbinden. Dafür ist Robin Minard der richtige Mann. Sein Basislager hat er im Museum Koenig aufgeschlagen und sich dort mit den Herpetologen, sprich Spezialisten für Amphibien und Reptilien, vernetzt. Hier gibt es nicht nur ein großes Tierstimmenarchiv, es wird außerdem und von der Öffentlichkeit oft unbemerkt aktiv Forschung betrieben.

Als Studienobjekt, für den Künstler und die Biologen gleichermaßen, erwies sich die Gattung der Frösche. Nicht zuletzt deshalb, weil sie offenbar eine Art musikalisches Gehör haben. Im April brach Minard zu einer mehrwöchigen Feldstudie in den tropischen Regenwald der Sierra Nevada nach Nordkolumbien auf. Mit drei Biologen der Universidad del Magdalena in Santa Marta machte er sich auf eine Bergwanderung, um die besondere Bedeutung der Frösche im Naturverständnis der indigenen Bevölkerung zu erkunden. In neun Tagen fanden die Forscher 20 verschiedene Froscharten, während Minard fotografierte, die akustische Umgebung festhielt und zwei Interviews mit Stammeschefs als Sammler des Wissens machte.

Inzwischen hat sich der Künstler durch sein gesammeltes Material gearbeitet und will mit der daraus entstandenen Präsentation „Klangwelten“ seinen Einstand beim Bonner Publikum geben. Minard wird von seinen bisherigen künstlerischen Arbeiten erzählen, einen ersten Bericht von der Expedition nach Kolumbien geben und vielleicht auch neugierig machen auf die für August geplante Klanginstallation im Museum Koenig.

Wie klingt Biodiversität? Präsentation „Klangwelten“ von Robin Minard am 22. Juni um 19.30 Uhr im Hörsaal des Museum Koenig, Adenauerallee 160. Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich.

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