Jazzfest Bonn: Programm für 2023 Was das Jazzfest Bonn 2023 bringt

Bonn · Das Jazzfest Bonn präsentiert sich 2023 mit einer neuen Struktur, einem 14-tägigen Konzertmarathon und vielen Stars.

  Groove, Groove, Groove: Prince-Trompeter Philip Lassiter übernimmt das Festival-Finale im Pantheon.

Groove, Groove, Groove: Prince-Trompeter Philip Lassiter übernimmt das Festival-Finale im Pantheon.

Foto: Bas Dunking

Es muss ein toller Moment gewesen sein, als Peter Materna 2017 mit dem US-Starpianisten Brad Mehldau und dessen Trio nach dem Konzert beim Jazzfest Bonn das Restaurant „Opera“ betrat, alle Gäste spontan aufstanden und applaudierten. Der Jazzfest-Intendant ist immer noch begeistert. Und seit 2017 versucht er, Mehldau wieder nach Bonn zu locken. Für 2023 hat er ihn gebucht und setzt ihn und sein Trio quasi mitten in sein am Donnerstag verkündetes Programm: Mehldau markiert das Ende der ersten Festivalhälfte, und er bildet das Epizentrum für einen Hauptstrang des Jazzfests: 2023 werden wir ein Rendezvous der Spitzenpianisten erleben. „Wir haben eine Welt-Liga eingeladen“, sagt Materna.

Stars der Pianoszene beim Jazzfest Bonn

Neben Mehldau darf man sich auf die großartige Pianistin Julia Hülsmann und ihren wunderbaren Bonner Kollegen Florian Weber freuen, Wanderer zwischen den Klassik- und Jazzwelten, den begnadeten Träumer Vladyslav Sendecki, den tollen, jungen Kit Downes, die Berliner Wundertüte Nicolai Thärichen, den skandinavischen Soundmagier Jacob Karlzon, das junge Jazztalent Johanna Summer und den genialen Simon Nabatov. Letzterer gehört übrigens zu den Impulsgebern des Saxofonisten Materna, der sein erstes Quartett aus Musikern des Essener Ensembles von Nabatov bildete. Nun revanchiert er sich mit einem besonderen Abend, bei dem sich der Pianist als Wildcard zwei Duopartner aussuchen durfte: den Saxofonisten Matthias Schubert und den Trompeter Ralph Alessi. Während das Jazzpiano der eine große Strang des Festivals ist, hat der zweite Strang auf den ersten Blick nichts mit Jazz zu tun. Materna hat im Umfeld des Megastars Prince recherchiert, dem er das auf Ende August verschobene Konzert „The Prince Experience“ mit Vince Mendoza und der WDR Big Band widmet (es gibt einen Tag Später ein Zusatzkonzert).

Musiker aus dem Umfeld von des Superstars Prince

Materna hatte die Idee, Musiker aus dem Prince-Umfeld nach Bonn zu holen. Und es gelang. Der umwerfende Trompeter, E-Pianist und Arrangeur Philip Lassiter gehört ebenso in diesen erlesenen Kreis wie der Keyboarder Bobby Sparks, der mit seiner Mischung aus Fusion, Gospel, Funk, Blues und Hip-Hop und seinem Projekt „Paranoia“ nach Bonn kommt – und sich eine Schlacht mit dem 23-köpfigen Fuchsthone Orchestra liefert, in dem ein Who’s‘who der NRW-Szene zusammenspielt. Die Soul- und Blues-Sängerin Judith Hill, die auch mit Stevie Wonder, Michael Jackson und George Benson zusammengearbeitet hat (und mit Prince liiert war), gehört ebenso zum Prince-Universum wie die fulminante, funky Bassistin Ida Nielsen, die mit ihren wilden „Funkbots“ auf das Berliner Ensemble („alles Lichtgestalten“, laut Materna) „Thärichens Tentett“ trifft.

Konzerte Schlag auf Schlag

Mit diesen zwei so unterschiedlichen, schillernden Strängen und einer ganz neuen Festivalstruktur erfindet sich das Jazzfest Bonn neu. In gerade einmal 14 Tagen, vom 1. bis 14. Mai 2023 rauscht der Festival-Express durch Bonn, elf Konzerte, Schlag auf Schlag. In früheren Jahren verteilten sich die Konzerte auf einen Monat. Die neue Struktur bedeutet einen Kraftakt für alle, für das Jazzfest-Team, die Musiker, das Publikum. Materna wünscht sich echtes Festivalgefühl, reagiert auf die Bitten externer Besucher, die gerne mehrere Konzerte „mitnehmen“ wollen, freut sich auf das dichte Erlebnis. Dass ein kürzeres Festival auch weniger kostet, war auch ein Argument.

Mit einem Paukenschlag startet das Jazzfest am 1. Mai in der Oper: Florian Weber feiert mit seinem neuen Dogma Chamber Orchestra und dem Programm „Bach Comprovised“ Premiere und trifft auf den in der Vulkaneifel lebenden Rapper Thomas D. von den Fantastischen Vier.

„Einen größeren Spagat gibt es nicht“, sagt Materna

Er hat die Hamburger Szene-Band KBCS im Schlepptau. Bach trifft Rap: ein guter Auftakt. Bis zum Finale, das der schon erwähnte Prince-Trompeter Lassiter mit Petter Eldhs Projekt „Post Koma“ am 14. Mai im Pantheon gestaltet, gibt es eine Fülle von Entdeckungen und explosiven Mischungen.

Zum Beispiel treffen die von Brasilien nach Köln gezogene Schlagzeugerin Mariá Portugal mit ihrem Faible für elektronische und digitale Musik und dem Synthesizer-Magier Udo Moll auf das Trio von Delvon Lamarr und dessen Hammond B3 Orgel. „Einen größeren Spagat gibt es nicht“, sagt Materna. Aus Polen kommt das mit zwei Violinen und Cello besetzte „Atom String Quartet“ und teilt sich den Abend mit dem Saxofonisten Jakob Manz und der Pianistin Johanna Summer.

Zu den Entdeckungen dürften unter anderem „The Baylor Project“ aus den USA gehören, mit Jean Baylors Sopran, der mit Schlagzeug, Klavier, Saxofon und Bass grundiert wird. Ferner die exzentrische Schlagzeugerin Mariá Portugal oder der radikale Saxofonist Jakob Manz. Weitere Entdeckungen am 1, Mai 2023 in Bonn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Start wohl erst im April 2023
Nachfolgeregelung für das Neun-Euro-Ticket Start wohl erst im April 2023
Aus dem Ressort
Per Hammelsprung zum Glück
Franz Lehárs “Lustige Witwe“ in der Bonner Oper Per Hammelsprung zum Glück
Grenzen der Satire
Kabarettist Andreas Rebers im Pantheon Grenzen der Satire