Premiere im Jungen Theater Das Sams kehrt nach Bonn zurück

Bonn · Bernard Niemeyer inszeniert „Eine Woche voller Samstage“ am Jungen Theater Bonn. Der begeisterte Premierenbeifall im Telekom-Forum bestätigte alle Theater-Wunschträume

Wie Nummerngirls und -boys kündigen die Schauspieler tanzend die Wochentage an: den sonnigen Sonntag, den Besuch von Herrn Mon am Montag, den Dienst am Dienstag… Das ist nur einer der vielen witzigen Einfälle in Bernard Niemeyers Inszenierung des Kinderbuchklassikers „Eine Woche voller Samstage“. Der erfahrene Musicaldarsteller Niemeyer, seit 2011 fest am Jungen Theater Bonn engagiert, hat in der pfiffigen Musicalfassung von Rainer Bielfeldt neben der Regie auch die Choreografie und die musikalische Einstudierung übernommen.

Dass auf den gewittrigen Donnerstag und den freien Freitag ein Samstag folgen muss, ist ganz klar. Zumal es im bezaubernden Bühnenbild von Tom Grasshof in riesigen blauen Buchstaben geschrieben steht: SAMS. Daraus entstehen alle Schauplätze der Geschichte von der kleinen Wohnung des Herrn Taschenbier bis zu Straßen, Wolkenkratzern und den grünen Bäumen im Stadtpark. Und plötzlich ist es da, das muntere Geschöpf mit den roten Stachelhaaren, der frechen Rüsselnase und den blauen Sommersprossen.

Schon viele Eltern der heutigen jungen Zuschauer sind groß geworden mit dem liebenswürdig anarchischen Geschöpf des Autors Paul Maar, der im Dezember seinen 80. Geburtstag feiert. Während die alte Studienrätin Grohl (köstlich auch in anderen Rollen: JTB-Urgestein Giselheid Hoensch) noch rätselt über die merkwürdige Spezies, begreift Taschenbier sofort: Das kann nur ein Sams sein! Das aufgelesene Wesen sagt „Papa“ zu ihm, nimmt alles sehr wörtlich und wirbelt das Leben des einsamen Junggesellen und braven Büroangestellten herrlich durcheinander.

Frau Rotkohl auf dem Schrank

Vor zehn Jahren spielte Andrea Brunetti am JTB zum ersten Mal das Sams, war vor fünf Jahren „Sams im Glück“ und schlüpft nun wieder in den blaugrünen Taucheranzug (tolle Kostüme wie gewohnt: Brigitte Winter), der wie angegossen passt zu der alterslos kindlichen Kreatur. Ungemein beweglich saust das kecke Sams durch die Szenerie, vergreift sich fresslustig an Plastik, Papier und Metall und ist gleichermaßen vorlaut wie nachsichtig. Denn Erwachsene (bei dieser Produktion spielt nur das erwachsene Profi-Ensemble des JTB mit) brauchen manchmal etwas chaotische Nachhilfe, um wieder wirklich zu leben. Wie der schüchterne Herr Taschenbier, perfekt verkörpert von Christian Steinborn, der plötzlich sein Herz und fröhlich selbstbewusst die Welt mit Sams-Intelligenz neu entdeckt.

Sein Bürochef Oberstein (Thomas Kahle, glänzend auch als Herrenmode-Anbieter in der „Kaufstadt“) kapituliert vor der Sams-Rechenkunst, die schneller als alle Maschinen funktioniert.

Taschenbiers Vermieterin Frau Rotkohl (vom Sams gern Grünkohl genannt) landet irgendwann beim Staubwischen hilflos auf dem Schrank. Das ist jedoch bereits den blauen Wunschpunkten im Sams-Gesicht geschuldet. Katharina Felschen als energischer Putzteufel muss wütend lauter Nettigkeiten sagen und sogar mit einem herbeigezauberten Eisbären tanzen. Als gesangs- und tanzstarke Passanten agieren dabei Sandra Kerrenbach und Nima Conradt.

Fortsetzung der Kooperation

Vor der Pause der insgesamt gut 90-minütigen Vorstellung fesselt das Sams alle erst mal zwecks Brandschutz mit einem Feuerwehrschlauch, was seine prustende Fantasie voll in Fahrt bringt. Die per Seil aus dem Fenster hochgeholte Knackwurstbringanlage fürs verschlafene Frühstück ist ein Superding. Aber Wunschmaschinen sind nicht endlos nutzbar. Drücken oder Drehen ist die Frage, mit der Herr Taschenbier nach einer wunderbaren Woche in den Alltag zurückkehrt.

Mit dem sehnlichen Wunsch, dass das Sams irgendwann wiederkommt. Der begeisterte Premierenbeifall im Telekom-Forum bestätigte alle Theater-Wunschträume. Zur großen Freude des Intendanten Moritz Seibert und des Publikums versprach Stephan Althoff, Leiter des Konzernsponsorings der Deutschen Telekom, die Fortsetzung der Kooperation mit dem JTB für die nächsten drei Jahre.

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