Neu im Kino „Ich komme wieder“

Bonn · Feuer frei für „Terminator: Dark Fate“. Das klassische Männergenre wird weiblich. Arnold Schwarzenegger taucht nur kurz im Film auf

 Ein Zitat seiner selbst: Arnold Schwarzenegger  als Terminator T-800 in einer Szene des Films „Terminator: Dark Fate“.

Ein Zitat seiner selbst: Arnold Schwarzenegger  als Terminator T-800 in einer Szene des Films „Terminator: Dark Fate“.

Foto: dpa/-

Ich bin verlässlich. Ich kann gut zuhören. Außerdem bin ich extrem humorvoll“ – Karl (Arnold Schwarzenegger) weiß, was einen guten Ehemann ausmacht. Auch wenn in seinem geräumigen Brustkorb kein menschliches Herz schlägt, sondern Kabel und Mikrochips darin verlegt sind. Wer hätte gedacht, dass aus dem Maschinenmann, der vor 35 Jahren als emotionslos mordender „Terminator“ zur Kino-Ikone aufstieg, einmal ein echter Familienmensch wird, der im pink-karierten Hemd entspannt auf der Veranda sitzt, seinen Hund krault und mit den Gästen über die Rettung der Welt sinniert?

Erst in der Mitte des Films taucht Schwarzenegger auf. Als Zugabe, man könnte auch sagen als Quotenmann. Denn bis dahin gehört Tim Millers „Terminator: Dark Fate“ drei weiblichen Hauptfiguren, die sich schlagkräftig gegen einen Eindringling aus der finsteren Zukunft zur Wehr setzen. Starke Frauenfiguren sind im diesem Franchise kein Novum, sondern Standard. Schon im ersten Terminator 1984 – da waren die Darstellerinnen von „Wonder Woman“ und „Captain Marvel“ noch gar nicht geboren – leistete Linda Hamiltons durchtrainierte Kämpferin Sarah Connor erbitterten Widerstand gegen Arnold Schwarzeneggers maschinellen Mordgesellen.

Neben Sigourney Weaver, die fünf Jahre zuvor in „Alien“ neue Maßstäbe gesetzt hatte, gehörte sie zu den ersten weiblichen Action-Ikonen in Hollywood. Und nun steht sie wieder da: Kampfmontour, Piloten-Sonnenbrille und eine großkalibrige Waffe in der Hand, mit der sie ohne zu zögern auf den neuen Cyborg-Killer aus der Zukunft ballert.

„Ich komme wieder“ sagt sie, nachdem sie dem hinabstürzenden Gegner eine Handgranate hinterher geworfen hat. Der One-Liner war eigentlich das Markenzeichen Schwarzeneggers. Aber es ist Zeit für eine weibliche Machtübernahme. Zumindest in den fiktiven Welten Hollywoods. Auch wenn Hamilton – besonders in der furchtbaren deutschen Synchronisation – zunächst ein wenig eingerostet wirkt, trägt sie die Aura der Vorkämpferin immer noch in sich. Ihr zur Seite steht Mackenzie Davis („Tully“), deren Grace ebenfalls aus der Zukunft hergeschickt wurde. Halb Mensch, halb Maschine hat sie übernatürliche Kampfeskraft und setzt alles daran ihre Schutzbefohlene zu retten.

Die Mexikanerin Dani (Natalia Reyes, „Birds of Passage“) hat bisher ein normales Leben als Fabrikarbeiterin geführt, bis mit der Ankunft der beiden Zukunftsboten die Hölle über sie hereinbricht. Dieses Frauen-Triumvirat hat Potenzial. Schade nur, dass Regisseur Miller und seine sechs Drehbuchautoren (allesamt Männer) nichts mit der femininen Machtergreifung des Franchises anzufangen wissen. Denn abgesehen von den neuen Mehrheitsverhältnissen entwickelt dieses Terminator-Relaunch kaum Innovationskräfte.


Eine ­Variation des Bekannten

Irgendwie ist alles wie immer: die halsbrecherischen Verfolgungssequenzen, die knallharten Nahkämpfe gegen den feindlichen Maschinenmann und vor allem die Unkaputtbarkeit des Bösewichtes, der über unerschöpfliche Regenerationsfähigkeiten verfügt. Selbst das Finale ist nur eine Variation des Bekannten. Wurde das Endgemetzel in „Terminator – Tag der Abrechnung“ (1991) zwischen den Hochöfen einer Stahlgießerei ausgetragen, sind es nun die Turbinen eines Wasserkraftwerkes, mit deren Hilfe die Killermaschine zur Strecke gebracht wird.

Aber nicht nur die Action-Ästhetik bleibt in der Franchise-Tradition verhaftet, auch die Plot-Akrobatik wirkt vertraut. Wieder einmal landet ein nackter Cyborg aus der Zukunft mit Blitzgewitter in der Gegenwart, um eine künftige Rebellenführerin zu liquidieren, die sich der Auslöschung der Menschheit durch künstlich-intelligente Maschinen entgegen wird.

Ein Update stellt man sich anders vor. Das verwundert umso mehr, weil „Terminator“-Schöpfer James Cameron hier zum ersten Mal seit 1991 als Produzent und Co-Drehbuchautor wieder mit an Bord ist.

Aber der hatte wahrscheinlich mit vier „Avatar“-Folgen in der Pipeline wichtigeres zu tun, als frischen Wind in dieses unausgegorene Traditionspflege-Unternehmen zu bringen, das seinen interessanten Erzählansatz in einer blinden Treue zum Franchise ertränkt.

Kinopolis, Woki

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