Neues Schmuckdesign Die Leichtigkeit des Schmucksteins

Bonn · Mehr als Ringe und Colliers: Birgitta Knauth zieht eine Bilanz zu zwei Jahren Duo-Ausstellungen.

Martine Schmits Ring „Nobel geht die Welt zugrunde“.

Martine Schmits Ring „Nobel geht die Welt zugrunde“.

Foto: Galerie Knauth

Titan wird gefaltet, Wachholderholz und Kimonostoff kommen zum Einsatz, Gold wird so bearbeitet, dass es sehr stabil und fest ist, Lapislazuli so geschnitten, dass er leicht und biegsam wirkt. Fotos dienen als Basis für eine Brosche, ein Magnet hält die unzähligen Bestandteile eines Schmuckstücks fest. Man gibt sich opulent und puristisch, verspielt oder streng. Da werden weit schweifende Geschichten erzählt oder man bleibt beim Wesentlichen. Dabei bleibt alles buchstäblich im Rahmen (Kastengröße 30 mal 40 mal sechs Zentimeter). Es geht um Schmuck, um Ringe, Broschen, Ketten und Undefinierbares. Wobei der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind.

Im September 2020 starteten die Goldschmiede Birgitta Knauth und Niklas Link in Bonn eine Serie von Duo-Ausstellungen, die auf einem einfachen Prinzip basierten: Jeder der beiden Kuratoren nominierte Künstler, die wiederum gebeten wurden, sich einen Partner zu suchen, der aber aus einer anderen Generation stammen sollte. Insgesamt 38 Akteure bekamen jeweils eine Holzkiste – als Aktionsrahmen für ihre Kunst. Die jeweiligen Duos sollten möglichst über ihre Arbeiten korrespondieren.

Spektrum aktueller Schmuck-Kunst

Knauth präsentierte seit 2020 Monat für Monat wechselnde Duos in ihrer Galerie in der Ermekeilstraße. Insgesamt 20 Ausstellungen. Am 22. und 23. Oktober bietet sich nun die Gelegenheit, sämtliche Beiträge einmal zusammen zu sehen – eine Bestandsaufnahme aktueller Schmuckkunst. Dabei sind die Übergänge zwischen Schmuck und Objekt fließend, verblüfft die unterschiedliche Materialität, fasziniert die technische Vielfalt – und es ist nicht immer klar sichtbar, wer im Duo der jüngere, wer der ältere Künstler ist. Das Feld ist international: viele deutsche Vertreter, aber auch Goldfschmiede aus Australien, Thailand, Lettland, der Schweiz oder Ungarn. Zu den originellsten Paarungen zählt etwa „Herzenssache – die Sehnsucht nach der Leichtigkeit des Seins“ von Petra Eberz, die das Collier „Champagnerlaune“ aus einer Süßwasserbarockperle und einem  champagnerfarbenen Diamanten mit einem Ring von Martine Schmit korrespondieren lässt, der einem Champagnerdeckel inklusive Draht nachempfunden ist und aus Gold und Diamant besteht.

Alexandra Bahlmann arbeitet mit weißen, glitzernden Mondsteinperlen, während ihr Duo-Partner Felix Lindner mit Plastikflächen operiert, deren Struktur an Dachziegel, Mauerwerk oder Holzplanken denken lässt. Wahrscheinlich stammen sie aus einem Playmobil-Bausatz. 

Originell auch die beiden Ringe von Fabrice Schaeffer und Ambroise Degenève, die trotz der sehr unterschiedlichen Materialität und technischen Bearbeitung – besonders Degenève setzt dem Material Silber durch Galvanisierung extrem zu – zu ähnlichen Formen finden. 

Galerie Birgitta Knauth, Ermekeilstraße 16. Die Gesamtausstellung aller 20 Duo-Begegnungen ist am am 22. und 23. Oktober von 14 bis 19 Uhr geöffnet.

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