Premiere in Beuel Die Nummer drei hat ein Problem

Hubert Hubs fantasievolles Kinderstück „An der Arche um acht“ setzt sich mit ethischen Fragen auseinander. Im Jungen Theater Bonn feiert es erfolgreich Premiere.

 Wohin mit dem dritten Pinguin? Szene aus „An der Arche um acht“ im Jungen Theater. FOTO: ACTORSPHOTOGRAPHY

Wohin mit dem dritten Pinguin? Szene aus „An der Arche um acht“ im Jungen Theater. FOTO: ACTORSPHOTOGRAPHY

Foto: ACTORSPHOTOGRAPHY

Bonn. Ulrich Hub hat eine Schwäche für Pinguine. „An der Arche um acht“ ist das dritte Stück des Berliner Schauspielers, Regisseurs und Bühnenautors, in dem die putzigen Antarktis-Bewohner die Hauptrolle spielen – und das erfolgreichste. Was ist Gott? Wie ist Gott? Und gibt es ihn überhaupt? Diese Fragen werden auch im Jungen Theater Bonn gestellt, wo Bernard Niemeyer und Musikchef Michael Barfuss das mit dem Deutschen Kindertheaterpreis 2006 ausgezeichnete Stück in einer musikalischen Inszenierung für Kinder ab vier auf die Bühne bringen.

Drei Pinguine machen zusammen Musik, streiten und vertreiben sich die Zeit im ewigen Eis, wo nicht viel passiert und die Tage einander gleichen. Sie haben keine Namen, aber jeder durchaus eine eigene Persönlichkeit und Weltanschauung. Ein durch einen Pinguinpopo zerdrückter Schmetterling löst schließlich die erste Diskussion über Gott und die letzten Dinge aus. Hat Gott das Unglück überhaupt mitgekriegt? Kommt der Schuldige jetzt nicht mehr in den Himmel?

Mitten in den theologischen Disput platzt eine Taube mit der Nachricht, Gott habe endgültig die Nase voll von den ewig zankenden Menschen und Tieren, wolle von vorn anfangen und schicke jetzt eine Sintflut. In Noahs Auftrag bringt die Taube Tickets, die zwei Tiere pro Art zur Rettung per Schiff berechtigen. An der Arche um acht, aber bitte pünktlich.

Aber was machen die Pinguine mit ihrem Freund, Pinguin Nummer drei? Ihn einfach zurücklassen, um ja nicht den göttlichen Zorn auf sich herabzurufen? Oder doch das Risiko eingehen und ihn irgendwie auf die Arche schmuggeln? Der Song „Kein Pinguin lässt einen anderen Pinguin im Regen stehn“ verrät die Antwort. Wie das befrackte Trio dann die Monate im Schiffsbauch trotz Teergestank und niemals genug Keksen übersteht, ob es auffliegt, ob Gott in einen Koffer passt und ob er Käsekuchen mag, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Wohl aber, dass die drei Pinguine in ihrer kindlichen Naivität immer die richtigen Worte finden, um den jungen Zuschauern Themen wie Freundschaft und Nächstenliebe, Glauben und Nicht-Glauben nahezubringen.

Die von Brigitte Winter als Pinguine mit individueller Note ausstaffierten Darsteller Thomas Kahle, Christian Steinborn und Ferdi Özten machen ihren Job hervorragend. Singend, watschelnd und tanzend bringen sie Konflikte und Gewissensnöte auf den Punkt und agieren kindgerecht, ohne auch nur einen Moment albern zu wirken. Annelise Jankowicz' variable Bühne ist eine überzeugende Mischung aus atmosphärischen Details und Raum für die Vorstellungskraft. Gitarre, Akkordeon und Schlagzeug geben den Songs der Inszenierung den nötigen Groove.

Katharina Felschen als unter der Last ihrer Verantwortung stöhnende, hysterische Taube bringt den Pinguinen nicht nur die Flötentöne bei, sondern leistet ihrerseits auch einen großen Beitrag zu Dialogwitz und Situationskomik – wenn sie nicht gerade kotzenden Giraffen beisteht, eine verlorene Ameise sucht und die Löwen in den Schlaf singt. Als sie im zweiten Akt mit dem Ölzweig im Schnabel hereinflattert, wissen die schlauen Kinder längst, was das wichtige ist, was sie vergessen zu haben glaubt.

Am Ende fügt sich dank tierischer Kreativität und göttlicher Gnade alles zum Besten, und der in allen Farben leuchtende Regenbogen ist das weithin sichtbare Zeichen dafür. Ob die Stimme des alten Mannes aus dem Off (Uli Wewelsiep) nun Noah oder doch Gott höchstpersönlich gehört, spielt keine Rolle. Beiden ist die Frage zuzutrauen, warum die drei überhaupt mitgefahren sind. Dass Pinguine nicht fliegen, aber dafür hervorragend schwimmen können, weiß doch jedes Kind.

Die nächsten Vorstellungen: 10., 11., 13., 27.-30. April. Karten unter Tel. 46 36 72 und in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.