Steven Spielbergs böser Zukunftsblick Diese Filme kommen 2018 ins Kino

Bonn · Das neue Kinojahr beginnt mit geballter Prominenz und hat Winston Churchill und Mary Poppins, „Klassentreffen 1.0“ und „Mission: Impossible 6“ im Angebot. Wir geben eine Vorschau.

Was bei den üblichen Gesundheitstipps für 2018 irgendwie gefehlt hat: Regelmäßiges Filmemachen hält offenbar jung. Woody Allen wirkt jedenfalls mit 82 kein bisschen müde. Und fielen die letzten Werke optisch etwas fernsehflach aus, so strahlt „Wonder Wheel“ (ab 11.1.) dank Starkameramann Vittorio Storaro („Apocalypse Now!“) in den schönsten Kinofarben.

Ums melodramatische Potenzial der Story auf dem New Yorker Strandrummelplatz von Coney Island kümmern sich derweil Kate Winslet, Jim Belushi und Justin Timberlake. Überhaupt beginnt das Kinojahr 2018 mit geballter Mimenprominenz: Meryl Streep ist „Die Verlegerin“ in Steven Spielbergs Polit-Drama (22.2.), während sich Gary Oldman für „Die dunkelste Stunde“ (11.1.) in den physiognomisch nicht unbedingt ähnlichen Winston Churchill verwandelt.

Cop-Duo aus Schweiger und Schweighöfer

Für alle, denen dies nach zu viel Anspruch riecht, serviert Torsten Künstler seinen „Hot Dog“ (18.1.) mit Til Schweiger und Matthias Schweighöfer als gegensätzlichem Cop-Duo der GSG-10. Auch als Regisseur meldet sich Schweiger zurück, wenn er Ende September zum „Klassentreffen 1.0“ bittet, das wie das dänische Komödienvorbild schon als dreiteilige Serie angelegt ist.

Dass Hollywood spannende Action beherrscht, darf man etwa bei „The Commuter“ (11.1.) mit Liam Neeson voraussetzen, doch der Deutschtürke Özgür Yildirim („Chiko“) dürfte mit seinem Frankfurter Milieudrama „Nur Gott kann mich richten“ knallhart dagegenhalten (25.1.). Und in dieser Liga rangiert wohl auch Taylor Sheridans Schnee-Thriller „Wind River“ (8.2.) mit Jeremy Renner und Elisabeth Olsen. Mit viel Vorschusslorbeer kommen Luca Guadagninos abgründig–romantischer Kritikerliebling „Call me by your Name“ (1.3.) sowie Guillermo del Toros Venedig-Sieger „Shape of Water“ (15.2.) auf hiesige Leinwände. Und Arthouse-Spezialist Xavier Dolan lässt im Sommer Jessica Chastain, Natalie Portman und Susan Sarandon über „The Death and Life of John F. Donovan“ spekulieren.

Rückgriffe auf bewährte Erfolgsmuster

Dass der Einfallsquell der Autoren eher mäßig sprudelt, zeigen viele Rückgriffe auf bewährte Erfolgsmuster. „Jim Knopf und Lukas der Lokomitivführer“ (29.3.) sind ebenso alte Bekannte wie „Mary Poppins“, die in Gestalt von Emily Blunt kurz vor Weihnachten zurückkehrt.

Charlie Hunnam darf derweil von Steve McQueen den Ausbrecherpart in „Papillon“ übernehmen, und Bruce Willis hat die Charles-Bronson-Rolle im Remake des Blutracheklassikers „Ein Mann sieht rot“ (8.3.) geerbt. Während Jamie Lee Curtis vierzig Jahre nach John Carpenters Horrormonument in „Halloween“ (25.10.) nun mit ihrer Filmtochter noch einmal gegen Messermetzler Michael Myers antreten darf, gibt Angelina Jolie ihre Amazonenwaffen in „Tomb Raider“ (15.3.) an Alicia Vikander weiter. Die Schwedin spielt neben James McAvoy auch die Hauptrolle in Wim Wenders Liebesdrama „Submergence“, das nun erst im Herbst anlaufen soll. Dass sich Tom Cruise auch der „Mission: Impossible 6“ (2.8.) stellen würde, war ebenso anzunehmen wie die dritte Folge des Sadomaso-Bestsellers „Fifty Shades of Grey“ (8.2.). Im Sternenkrieger-Universum wird unterdessen „Solo – A Star Wars Story“ (24.5.) als nächstes Glied der offenbar endlosen Vermarktungskette angekündigt.

„Alles Geld der Welt“ ohne Kevin Spacey

Schön, dass Steven Spielberg bei so viel Déjà-vu nicht mitspielt, sondern mit „Ready Player One“ (5.4.) einen originellen, wenn auch wenig erfreulichen Blick in die Zukunft des Jahres 2045 riskiert.

Und dann startet noch der Film mit der ungewöhnlichsten Produktionsgeschichte des Jahres: „Alles Geld der Welt“ (15.2.) sollte eigentlich Kevin Spacey als Jean Paul Getty an die Entführer seines Enkels zahlen. Doch als massive Missbrauchsvorwürfe gegen den „House of Cards“-Star öffentlich wurden, schnitt Ridley Scott die Spacey-Szenen kurzerhand heraus und ließ sie mit Christopher Plummer nachdrehen. Den Spott in der Oscar-Nacht wird der vom Olymp Gestürzte wohl auch noch ertragen müssen.

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