Gefeierte Premiere Divertissementchen in Köln

Köln · Cäcilia Wolkenburgs neues Divertissementchen widmet sich Jacques Offenbach. Bonns ehemaliger OB Jürgen Nimptsch spielt den Komponisten.

 Gesamtleiter und Hauptdarsteller: Jürgen Nimptsch als Jacques Offenbach.

Gesamtleiter und Hauptdarsteller: Jürgen Nimptsch als Jacques Offenbach.

Foto: Thomas Brill

Ein guter Plot (Stoff eines Bühnenstücks) passt auf einen Bierdeckel!“ Mit diesem knackigen Rezept deutscher Steuerreformer befeuert Jacques Offenbach seine Pariser Librettisten, zündende Einfälle für ein neues Stück zu entwickeln. Die Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg hat ihr neues Divertissementchen dem 200. Geburtstag des kölschen Köbes gewidmet und eine Story über Kölns Verstrickung in das Leben des Komponisten nachgezeichnet. Herausgekommen ist eine Komödie mit zahllosen kernigen kölschen Spruchweisheiten, aufgelockert mit tollen Bildern und natürlich gewohnt humorigen Musiken – auch die Melodien wechseln beständig zwischen Köln und Paris.

Dabei musste Lajos Wenzel, Autor und Regisseur, den Bierdeckel schnell erweitern. Da die Geschichte den Protagonisten des Stückes bis auf einen kurzen Besuch der Domstadt doch eher in Paris verortet, wird dieser sehr komprimierte zeitliche Rahmen gewählt und die Reisezeit zwischen Köln und Paris auf 15 Minuten verkürzt – die Fantasie kennt in diesem Fall keine Grenzen. Da die historischen Fakten wenig Fleisch bieten, gewinnt die Staffage Raum und Bedeutung. Zwischen die Spielszenen mischen sich immer wieder überraschende Showeinlagen – und das funktioniert prächtig.

Mit harten Rocktönen von Queen startet die ebenfalls harte Welt der Arbeiter am Offenbachplatz, wo die Baustelle des Opernhauses noch viele Weihnachtsgelder garantiert.

Doch wem verdankt der Platz seinen Namen? Hier beginnt das „Es war einmal“ mit lokalpolitischer Häme ganz im Sinne karnevalistischer Tradition. Und schon öffnet das Théâtre des Bouffes-Parisiens seine Pforten, in dem der schon seit Jahrzehnten in Paris lebende Jakob Offenbach mit kölschem Sinn für Satire und Ironie seine Bühnenwerke aufführt. Entsprechend unbeliebt ist sein Schaffen bei den Bürokraten und künstlerischen Konkurrenten, die ihn und sein Theater endgültig ruinieren wollen. Eine letzte Chance bietet eine neue Produktion, die alle gemeinsam begeistern soll – die Inspiration für einen solchen Wurf liegt natürlich am Rhein.

In einem Kölner Brauhaus findet Offenbach im Schulterschluss mit seiner Mutter all die notwendigen Ideen, die zum Bühnenstoff von „Orpheus in der Unterwelt“ führen. Letzte Rettung stammt im Finale aus aristokratischer Hand: Jacques' Ehefrau Hermine hat in der Kur in Bad Ems in kölscher Klüngelart die Weichen zum Happy End gestellt.

Mit Sachverstand

Gerade die Suche nach den neuen Stoffen hat Autor Wenzel mit Sachverstand gestaltet. Da kommt die Bühnencrew des Hänneschen-Theaters zum Zuge und tanzt auf „Puppet on a String“, und Mutter Offenbachs Gymnastikgruppe „Arthröschen“ hebt die Röcke zum Kneipp'schen Wassertreten: „He deit et wieh!“ Der Arrangeur Thomas Guthoff spielt mit der Mischung aus Chanson, Schlager und Offenbachs Operettenkunst, und er züchtet ganz raffiniert die zwei Welthitmelodien des Kölner Komponisten: Der Cancan aus dem „Orpheus“ weht permanent durchs Stück, während die Barcarole aus „Hoffmanns Erzählungen“ langsam heranreift.

So trefflich wie die Musik sind die Kostüme von Judith Peter im gelungenen Breitwandbühnenbild von Thomas Pfau, rund 100 Personen auf der Bühne stellen herrliche Bilder zusammen. Die Bergischen Symphoniker mit Jazzband hinter der Szene sind da noch nicht mitgezählt. Gesamtleiter Jürgen Nimptsch gibt auch gleich die Titelrolle, mit Mutter (Publikumsliebling Peter Wallraff) besiegt er den ungeliebten Operndirektor (Peter Rheindorf). Alle vereint das Finale mit dem beliebten Ballett, und da fliegen natürlich die Beine.

Dauer: drei Stunden. Alle Aufführungen sind offiziell ausverkauft. Aber am Montag gelangen nochmals knapp tausend Restkarten in den freien Verkauf.

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