Auftritt im E-Werk Tokio Hotel erfindet sich bei Konzert in Köln neu

Köln · Die deutsche Band Tokio Hotel hat beim Konzert im Kölner E-Werk alte und neue Songs gespielt. Das Interesse des Publikums hielt sich allerdings in Grenzen.

 Pop auf Plateausohlen: Bill Kaulitz, Frontmann von Tokio Hotel.

Pop auf Plateausohlen: Bill Kaulitz, Frontmann von Tokio Hotel.

Foto: Thomas Brill

Welch ein Luxus! Die Minuten vor dem Konzert, wenn alles gespannt darauf wartet, dass die Band die Bühne betritt, gehören wohl zu den unbeliebtesten Momenten. Tokio Hotel machen es auf ihrer aktuellen „Melancholic Paradise Tour“, die sie auch ins Kölner E-Werk geführt hat, ihren Fans einfach und denken an deren Nervenkostüm. Mittels eines eingeblendeten Countdowns kündigten sie ihr Erscheinen auf die Sekunde genau vorher an.

Dementsprechend blieb in Köln auch der Kreischpegel, bevor die Anzeige auf null heruntergelaufen war, auf einem erträglichen Level. Eigentlich war er zu diesem Zeitpunkt sogar überhaupt nicht vorhanden. Etwas, was 2005 absolut undenkbar gewesen wäre. Damals waren Bill Kaulitz, sein Zwillingsbruder Tom, Georg Listing und Gustav Schäfer mit „Durch den Monsun“ regelrecht durch die Decke gegangen und gleichzeitig zu den beliebtesten und verhasstesten Teenies der Republik aufgestiegen.

Verrückt spielende weibliche Hormone fanden sich in Köln eher wohldosiert: Als die Band auf der aus mehreren Etagen und zahlreichen Leuchtstäben bestehenden Bühne erschien, als Bill sich beim Kostümwechsel filmen ließ und das Prozedere für alle gut sichtbar in ästhetischen Schwarz-Weiß-Bildern auf der Videoleinwand zu sehen war, und natürlich jedes Mal, wenn die großen Hits angestimmt wurden – allen voran besagte Durchbruchsingle, die als vorletzte Zugabe vor dem brandneuen Stück „Berlin“ gespielt wurde.

Was ebenfalls damals undenkbar gewesen wäre: dass es Tokio Hotel nicht schafft, ein Konzert auszuverkaufen. 1500 Fans waren laut Veranstalter im E-Werk. Es dürften eher ein paar Hundert weniger gewesen sein. Diese bekamen dafür jedoch eine vollkommen veränderte Band zu Gesicht.

Der poppige Rock (oder der rockige Pop) aus den Anfangstagen durfte anderen Genres wie Synthie-Pop weichen. Die Single „Melancholic Paradise“ als Vorbote des kommenden, sechsten Studioalbums weist Funk-Anleihen auf. Man kann Tokio Hotel sicherlich vieles entgegenhalten, dass sich die Jungs auf dem Erfolg alter Tage ausruhen würden, jedoch nicht.

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