Kulturtipp: Frida Kahlo und Michel Petitjean Eine Affäre in Paris

Bonn · Kulturtipps für zu Hause aus der Feuilleton-Redaktion: Marc Petitjean erfährt, dass sein Vater 1939 eine Affäre mit der Malerin Frida Kahlo hatte und recherchiert die Story.

  Die Malerin Frida Kahlo auf einem undatier  ten Foto.

Die Malerin Frida Kahlo auf einem undatier ten Foto.

Foto: picture-alliance/ dpa/epa efe Mario Guzman

Was für eine Geschichte! Da erfährt der französische Autor, Filmemacher und Fotograf Marc Petitjean von einem gewissen Oscar, einem mexikanischen Schriftsteller, von dem er noch nie gehört hatte, pikante Details aus dem Leben seines Vaters Michel. Oscar trifft sich mit Marc Petitjean an einer Straßenecke in Paris, übergibt ihm ein Manuskript mit dem, was er in Archiven über die mexikanische Künstlerin Frida Kahlo herausgefunden hat, zum Beispiel, dass Sie mit Michel Petitjean eine Liebesbeziehung hatte, als sie 1939 in Paris war.

Der Sohn staunt, weiß, dass sie sich kannten und sie ihm das Bild „Das Herz“ geschenkt hatte, sieht es aber jetzt in einem anderem Licht. Drei Wochen soll die heftige Affäre gedauert haben. Oscars Aufzeichnungen sind mager, also begibt sich Petitjean junior auf Recherchetour. Er hat darüber eine sehr hübsche und höchst informative Reportage geschrieben, die unter dem Titel „Das Herz – Frida Kahlo. Eine Liebesaffäre in Paris, Frühling 1939“ bei Schirmer/Mosel (237 S., 22 Euro) erschienen ist.

Von der Schönheit geblendet

Die charismatische, sehr hübsche 32-jährige Malerin ist auf Einladung des Surrealisten-Papstes André Breton in Paris. Breton will ihre Kunst in der Ausstellung „Mexiko“ zeigen. Der 29-jährige kunstsinnige Journalist und Agraringenieur Petitjean lernt die Kahlo kennen, ist von deren Schönheit geblendet. Sie ist noch mit Diego Rivera verheiratet, er hat als offizielle Geliebte die Kunstmäzenin Marie-Laure de Noailles. Was Frida und Michel nicht hindert, eine heiße Affäre zu beginnen, die Petitjean junior mangels harter Fakten (der Briefwechsel ist lückenhaft, Zeitzeugenberichte Mangelware) geschickt hinfabuliert. Dass es eine Romanze gab, ist unbestritten, dass der Sohn mit mehr Fiktion als Fakten operiert, durchaus in Ordnung.

1939 ging es in Surrealistenkreisen sehr locker zu. In diese Szene taucht der Autor tief ein, folgt der bisexuellen Kahlo durch Paris und in die Künstlerzirkel der Stadt. En passant gelingt es Marc Petitjean nicht nur, knappe, sehr prägnante Biografien der Malerin und ihres Geliebten zu zeichnen, sondern auch, die Lovestory in die Geschichte einzubetten: Als beide sich ineinander verlieben, fällt die Spanische Republik nach drei Jahren Bürgerkrieg. Der Putschist Franco wird Diktator. Frida und Michel sind als Aktivisten und glühende Republikaner entsetzt. 

Kahlos Bild „Das Herz“, um das sich im Buch vieles dreht, ist nicht mehr im Besitz der Familie. Es wurde versteigert. Zuvor gab es viele Interessenten, die es haben wollten. Darunter die Sängerin Madonna

In loser Folge an dieser Stelle: Kulturtipps für zu Hause aus der Feuilleton-Redaktion. 

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