Finale der Jubiläumssaison Eine Bonner Erfolgsgeschichte

Bonn · Am Sonntag beendet die Klassische Philharmonie mit einem Konzert im Maritim-Hotel die Saison „30 Jahre Wiener Klassik“

Heribert Beissel mit seiner Klassischen Philharmonie.

Heribert Beissel mit seiner Klassischen Philharmonie.

Foto: Klassische Philharmonie Bonn

Es gibt keine andere Klassikreihe, die in so vielen verschiedenen Städten parallel angeboten wird“, sagt Heribert Beissel und will seinen Stolz darüber gar nicht verbergen. Denn damit meint der bald 84-jährige Dirigent natürlich die „Wiener Klassik“, mit der er und seine Klassische Philharmonie Bonn elf Großstädte in ganz Deutschland bespielen. Von Bremen und Hamburg über Berlin bis nach München zieht der Tross aus Bonn mit jedem einzelnen Konzertprogramm, macht darüber hinaus auch Halt in Hannover, Bielefeld, Karlsruhe, Nürnberg, Stuttgart und Wiesbaden. Hinzu kommen noch Auftritte in Bad Neuenahr.

Die „Wiener Klassik“ ist ein Exportschlager aus der Beethovenstadt, der seit einer Generation die Säle füllt. Gerade feiert man die Jubiläumsspielzeit „30 Jahre Wiener Klassik“, die mit einem Konzert am Sonntag, 18 Uhr, in der aktuellen Bonner Ausweichspielstätte im Maritim-Hotel zu Ende geht.

Sich in diesen Städten zugleich als Orchester und Veranstalter in eigener Sache zu etablieren, verlangte einen langen Atem. Vor 1986 war das 1959 von dem damals 26-jährigen Beissel als „Chur Cölnisches Instrumentalensemble“ gegründete Orchester eine lokale Institution. Überregionale und internationale Auftritte gab es seit den 1970er Jahren.

Die ersten „Wiener Klassik“-Konzerte 1986 in Bonn waren programmatisch scharf konturiert: „Wie haben Musik des Dreigestirns Haydn, Mozart und Beethoven gespielt und dieses Programm um Stücke von unmittelbaren Vorgängern und Nachfolgern ergänzt“, erinnert sich Beissel. Nachdem man sich zunächst in kleineren Städten in ländlichen Gegenden ausprobiert hatte, kam man schnell zu der Überzeugung, dass sowohl aus künstlerischen wie aus ökonomischen Gründen größere Städte mehr Möglichkeiten bieten würde. „Am 3. Januar 1988 haben wir dann unser erstes Wiener-Klassik-Konzert in Hamburg gegeben“, weiß Geschäftsführer Jürgen-Peter Freudenberg noch sehr genau. Als langjähriger Chef der Hamburger Symphoniker war die Hansestadt vertrautes Terrain für Beissel. Die Konzerte dort seien seither „fast immer ausverkauft“. In München spielte man zunächst in der Philharmonie im Gasteig, wechselte dann in den schöneren Herkulessaal. Nach der Wende kam bald auch Berlin dazu. „Da spielen wir im Konzerthaus. Wegen der Geschichte des Hauses als Konzertsaal Ost-Berlins kommt bis heute ein großer Anteil des Publikums aus diesem Teil der Stadt.“

In dieser Phase war es für das Orchester äußerst hilfreich, dass die Telekom zum Hauptsponsor wurde. Dass das Orchester ab 1991 vorübergehend als „Klassische Philharmonie Telekom Bonn“ firmierte, wurde in der deutschen Kulturlandschaft allerdings eher kritisch betrachtet. Die Förderung durch den Konzern lief erst 2001 aus. Heute finanziert sich das Orchester über Eintrittsgelder, Spenden und einen Förderverein. Außerdem erhält das Orchester eine Zuwendung durch die Stadt Bonn, die jedoch für Auftritte jenseits der „Wiener Klassik“-Reihe in der Stadt verwendet wird.

Zum Kerngedanken der „Wiener Klassik“-Reihe gehört es auch, dass die überwiegend jungen Musiker nach ihrem Studium eine professionelle Routine im Orchesteralltag entwickeln können. „Wir sind eine internationale Akademie“, sagt Beissel. Und verweist darauf, dass viele ehemalige Klassische Philharmoniker heute in den großen Orchestern des Landes sielen. Im Kölner Gürzenich-Orchester und im Beethoven Orchester finden sich ebenso wie bei den großen Orchestern in Berlin und München Musiker, die ihre ersten beruflichen Erfahrungen beim Bonner Klangkörper sammeln konnten.

Bei der Auswahl der Solisten für die Konzerte arbeiten Beissel und Freudenberg eng mit unterschiedlichen Institutionen zusammen, die sich um die Nachwuchsförderung bemühen: Die International Telekom Beethoven Competition, der Mozart-Wettbewerb in Salzburg, der Deutsche Musikwettbewerb und die Villa Musica sind die Quellen, aus denen Beissel seine Solisten schöpft. Sie erhalten dadurch die Möglichkeit, in den großen Sälen zu spielen.

Und wie sieht die Zukunft des Orchesters und der „Wiener Klassik“ aus? „Wenn wir nicht mehr sind, soll es auf jeden Fall weitergehen“, sagt Freudenberg.

Maritim-Hotel, Sonntag, 18 Uhr: Oberon-Ouvertüre von C. M. von Weber, Violinkonzert g-Moll von Max Bruch, Sinfonie Nr. 3 von Johannes Brahms. Solistin ist Konzertmeisterin Ervis Gega. Karten an der Abendkasse. Infos im Internet

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
!!!
Kolumne zur Karriere des Ausrufezeichens !!!