Jazzfest Bonn im Pantheon Eine Party mit Freunden

Bonn · Sensationelles Konzert des Fuchsthone Orchestra aus Köln und von Bobby Sparks “Paranoia“-Projekt bringen das Pantheon zum Kochen.

 Andacht und diebische Freude: Bobby Sparks in seinem Orgelarsenal der 1970er Jahre. Hinten (v. links) Jameel Davis, Jay McK und Keith Anderson beim Jazzfest Bonn im Pantheon.

Andacht und diebische Freude: Bobby Sparks in seinem Orgelarsenal der 1970er Jahre. Hinten (v. links) Jameel Davis, Jay McK und Keith Anderson beim Jazzfest Bonn im Pantheon.

Foto: Jazzfest/Thilo Beu/Jazzfest

Während in Liverpool der ESC seinen trashigen Lauf nahm und die Gesichter der Deutschland-Fans immer länger wurden, feierte das Jazzfest im Pantheon Party. Ein sensationelles Konzert, sicherlich eines der besten des 13. Jazzfests, zeigte nicht nur, wie hochkarätig die Kölner Szene, sondern auch, wie ausbaufähig Gospelmusik ist und wie man damit richtig Party mit Freunden machen kann. Das fulminante Fuchsthone Orchestra aus Köln, geleitet von Christina Fuchs und Caroline Thon, die die klasse und mit vielen Größen und Talenten der Szene besetzte Bigband abwechselnd dirigierten und dabei jeweils eigene Kompositionen vorstellten, eröffnete den Abend. Wer sagt, Jazz sei heute unpolitisch, hat noch nicht „Iceland“ gehört, ein Stück über die Klimakatastrophe mit einer Botschaft von Greta Thunberg.

Mir dem musikalischen Eisbrecher unterwegs

So klingt es, wenn Gletscher schmelzen und sich die Fuchsthone-Mannschaft wie ein Eisbrecher durch das Polarmeer arbeitet: Es knackt und knirscht (Filippa Gojo am Elektronikpult hat viel zu tun), Zuzana Leharovás fantastischer Gesang verkündet das Unheil. Eine brachiale Öko-Oper, in der dieser tolle Klangkörper seine Stärken demonstriert. „Outside On Me“, ein Stück über Anti-Iran-Demos zeigt Krallen, „The Beauty“ mahnt zum Einklang mit der Natur. Es geht um sonst Paragliding, Tischtennis und Jean Paul Sartre mit einer fesselnden, packenden Musik und herrlichen Solos von Roger Hanschel, John-Dennis Renken und Jens Düppe, um nur drei von vielen zu nennen. Mehr davon und bald wieder! Ein echtes Highlight dieses Festivals.

Bobby Sparks mit dem Jammerhaken

Auch Bobby Sparks „Paranoia“-Programm zählt dazu. Schon als Sechsjähriger spielte er in Texas die Kirchenorgel. Die Faszination für Gospel, Blues und Jazz kamen hinzu. Im Pantheon sitzt er mal andächtig, mal grimmig oder mit diebischer Freude mitten in seinem Keyboard-Arsenal, lässt den Minimoog, das Rhodes, die Hammondorgel und das Clavinet von der Kette. Letzteres mit dem Whammy-Bar versehen, dem Jammerhaken, der jede Orgelmelodie in eine wohlige Tortur verwandelt. Es wummert und jault, pumpt und wogt, laut bis zur Schmerzgrenze. Keith Andersons sattes Tenorsaxofon-Spiel, manchmal ist er auch mit DeAnthony McGaee auf dem elektronischen EWI im Duett (eher Duell) zugange, lädt den wogenden Soundteppich mit zusätzlicher Energie auf. Jameel Davis bedient die E-Gitarre hinreißend mit Fingern und Zunge, Jay McKs funky Bass funkelt. Und der erst 17-jährige Adrian Roberts am Schlagzeug setzt der fulminanten Mischung aus Soul, Funk und Hard-Rock die Krone auf. Ja und dann schaut auch noch Trompeter Philip Lassiter für mehrere Nummern vorbei. Lassiter war eigentlich für das Abschlusskonzert am Sonntag gebucht. Da kam er auch wieder. Der Samstag endete jedenfalls mit einer ausgedehnten Session und Jubel.

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