Neues Buch von Dave Eggers Eine wahre Geschichte über den "Mönch von Mokka"

Dave Eggers' Buch „Der Mönch von Mokka“ handelt von einem in San Francisco lebenden Moslem. Er macht Karriere mit jemenitischem Kaffee.

 Kaffee-Experte: US-Autor Dave Eggers. FOTO: DPA

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Vom amerikanischen Traum trennen ihn Welten. Mokhtar Alkhanshali, Sohn jemenitischer Einwanderer, wächst als Moslem in San Franciscos Tenderloin-Viertel zwischen Pornoläden und Crackdealern auf. Später verkauft er Damenschuhe bei Macy's, dann Autos für Honda, schmeißt sein Studium und landet als Portier im noblen Infinity-Komplex. Den Blick auf die Bucht haben dort nur die Bewohner. Endstation Sehnsucht?

Nicht ganz. Seine Freundin Miriam macht ihn auf die verschüttete Kaffeekultur des Jemen aufmerksam, und plötzlich erinnert sich Mokhtar der roten Kirschen im Garten des Großvaters, deren bitteren Kern er ausgespuckt hatte: den Samen des Kaffees.

Und obwohl 2014 der Bürgerkrieg dafür sorgt, dass man mit dem Jemen nur Huthi-Rebellen, Al-Qaida-Attentate und CIA-Drohnenangriffe verbindet, erwacht Mokhtars Unternehmergeist. Wie dieser Mittzwanziger es dann schafft, die an schludrige Produktion gewöhnten Kaffeebauern zu Spitzenfarmern zu machen, vor allem aber, die Ware irgendwie durch alle Minenfelder zu transportieren – das klingt wie ein unglaublicher Romanstoff. Letzterer wäre beim wüstenerprobten Dave Eggers („Ein Hologramm für den König“) natürlich in besten Händen, doch „Der Mönch von Mokka“ ist keine Fiktion.

In mehreren hundert Interviewstunden hat Mokhtar den Autor vom Kaffeebanausen zum -experten umgeschult und in alle vertrackten Details dieser Erfolgsstory eingeweiht. In Sanaa, Ibb und auf dem Land muss der Jungunternehmer zunächst den Glauben an die Güte des jemenitischen Kaffees wiedererwecken – zumal die Bauern mit dem Anbau des berauschenden Khat mehr verdienen.

Und dann gilt es ja, amerikanische Partner von den Trümpfen des vergessenen Exportartikels zu überzeugen. Teetrinker seien gewarnt: Wer sich nicht die Bohne für die Aromen jenes Schatzes interessiert, den die Kaffeekirsche unter fünf widerspenstigen Schutzschichten verbirgt, sollte das Buch ignorieren.

Obwohl er einiges verpasst: die Geschichte der diebischen Kolonialmächte etwa, wobei die Holländer die gestohlenen Pflanzen auf Java anbauten, während sich die Franzosen auf Martinique und die Portugiesen auf Brasilien verlegten.

Oder den Blick in die Profitmühlen jener globalen Kaffeeindustrie, der Mokhtar die Stärkung regionaler, fair entlohnter Farmer entgegensetzen will. Zugegeben, Eggers scheint passagenweise die Kaffee-Sommelierprüfung seines Helden nachmachen zu wollen. Doch umso plastischer beschwört der Schriftsteller dann die Eskalation im Jemen. Als die Huthi die Macht übernehmen, als westliche Botschaften schließen und Saudi-Arabien seine Bombardements von Sanaa beginnt – just dann muss Mokhtar seine Kaffeeproben außer Landes und sich selbst aus der Schusslinie bringen. Da gibt es eine stundenlange Fahrt nach Aden, wo das rettende Schiff längst abgelegt hat, außerdem Nächte im Gefängnis, Schweißausbrüche an Dutzenden von Kontrollpunkten sowie eine Harakiri-Bootsfahrt übers Rote Meer nach Dschibuti.

Am 12. Januar 2016 aber stechen 18 000 Kilo des jemenitischen Spitzenkaffees von der Hafenstadt Mokka aus in See, am 9. Juni kostet eine Tasse „Port of Mokha“ samt Kardamomkeks in Amerikas „Blue-Bottle“-Filialen 16 Dollar. Mokhtar Alkhanshali hat sich den amerikanischen Traum unter Extrembedingungen erfüllt. Und trägt sein Motto auf dem T-Shirt: „Make Coffee, not War“.

Dave Eggers: Der Mönch von Mokka. Deutsch von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiepenheuer & Witsch, 381 S., 22 Euro.

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