Premiere im Jungen Theater Eine Welt voller Wunder in Bonn

Bonn · Eine Menge Beifall gab es für die Premiere von „Die Schnecke und der Buckelwal“ im Jungen Theater Bonn.

 Freche Göre und neugierige Schnecke: Emilia Brunetti in der Produktion des JTB.

Freche Göre und neugierige Schnecke: Emilia Brunetti in der Produktion des JTB.

Foto: JTB

Die aufgeweckte Kleine hat überhaupt keine Lust, schlafen zu gehen. Zum Vergnügen der jungen Zuschauer versteckt sie sich im Saal und auf der Bühne. Dass das Lieblingskuscheltier der „Kurzen“, wie Papa sie nennt, eine Seeschnecke ist, hat seinen Grund. Ihr Vater ist Marinekapitän und oft lange auf den Weltmeeren unterwegs. Am liebsten möchte sie mitreisen, aber dafür muss sie noch ein wenig größer werden. Der Vater schickt ihr zum Trost jedoch von seinem Schiff aus eine schöne Geschichte: „Die Schnecke und der Buckelwal“. Und plötzlich sind die beiden mittendrin in einem aufregenden Abenteuer.

Die Bratschistin und Schauspielerin Marlene Zilias deutet das in ihrem musikalischen Prolog mit „My Bonnie is over the Ocean“ kurz an, während sie ihr Instrument stimmt. Elektronische Loops erweitern ihre live gespielten Kommentare zu einem poetischen Klangraum mit Wellenrauschen, tiefen Wal-Tönen und glitzernden Schnecken-Spuren. Zilias (Jahrgang 1987, zum ersten Mal am Jungen Theater Bonn, JTB, engagiert) spielt auch die charmante Erzählerin und diverse weitere Rollen. Das eigentlich Faszinierende an Toby Mitchells Inszenierung (für die deutschsprachige Erstaufführung szenisch einstudiert vom JTB-Ensemblemitglied Bernard Niemeyer) ist der fliegende Wechsel zwischen den Handlungsebenen. Die kleinen Zuschauer begreifen spontan, dass alles gespielt ist und dennoch – oder gerade deswegen – seine eigene Realität hat.

Vierte Kooperation

„Die Schnecke und der Buckelwal“ ist bereits die vierte Kooperation des JTB mit der renommierten britischen Theaterkompanie „Tall Stories“ unter der künstlerischen Leitung von Toby Mitchell. Die Aufführung basiert wieder auf einem Bilderbuch der „Grüffelo“-Erfinder Axel Scheffler und Julia Donaldson. Eigentlich ist es eine liebevolle Vater-Kind-Geschichte. Beide sehnen sich nach dem Beisammensein daheim und nach der weiten Welt. Deshalb spielen sie einfach gleichzeitig das eine wie das andere. Maxine Bender (2004 geboren, alternierend mit der gleichaltrigen Emilia Brunetti) ist die unwiderstehlich freche Göre und die neugierige Schnecke. Axel Hinz verkörpert fabelhaft den humorvollen Traum-Papa und den sympathischen Buckelwal.

Für helles Entzücken sorgt die Ausstattung von Isla Shaw. Das große Bullauge im Hintergrund verweist auf den maritimen Beruf des Vaters, könnte aber auch zu dem Wal gehören. Dieser entsteht im Handumdrehen aus dem Mobiliar.

Schneckenschleim-Schrift zur Rettung

Die kleine Schnecke erlebt eine Welt voller Wunder. Bis ihr großer Freund selbst in Gefahr gerät. Von wegen Schneckentempo – höchste Eile ist angesagt, damit der gestrandete Wal in sein Element zurückkehren kann. Ein Signal per Schneckenschleim-Schrift ermöglicht die Rettung. Denn auch ganz Kleine können Großes leisten. Die Kleinen im Publikum (die Vorstellung wird empfohlen für Zuschauer ab vier Jahren) reagierten bei der Premiere höchst lebendig auf die Impulse von der Bühne.

Mal lautstark und mal schlicht gebannt von den spannenden Verwandlungen. Eins ist nach pausenlosen 60 Minuten klar: Beim nächsten spielfreudigen Ausflug auf dem Walbuckel kommen die drei trägen Schnecken von der heimischen Regalwand beziehungsweise ihrem Felsen mit. Weil manche Weltwunder viel näher liegen als man glaubt. Eine in jeder Hinsicht wundervolle Vorstellung.

Nächste Familienvorstellungen am 15./17./24./25. Juni um 15 Uhr. Karten bei allen Ticketshops des GA.

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