Kulturtipp: Neue CD Einmal um die ganze Welt

Bonn · Kulturtipp aus der Redaktion: Der vielseitige Jazzmusiker Jean-Marie Machado zieht auf seiner neuen CD „Majakka“ mit seinem Quartett alle Register

 Machado Majakka

Machado Majakka

Foto: La Buisonne /ECM

Es ist eine ganz schillernde Welt, in die Jean-Marie Ma­chado seine Zuhörer eintauchen lässt: Mit dem Tango „Bolinha“, Vincent Segals mit Hingabe gestrichenem Cello, dem harten Klang der persischen Holztrommel Zarb, von Keyvan Chemirani geschlagen, und dem näselnden Sopransaxofon Jean-Charles Richards gibt der Pianist Machado den Stil seiner neuen CD „Majakka“ (La Buisonne/ECM) vor. Ein sehr starkes Album, das alle erdenklichen Wurzeln dieses faszinierenden Musikers bündelt.

Machado, 1961 in Tanger geboren, Sohn eines portugiesischen Gitarristen und einer spanisch-italienischen Sängerin, seit dem zehnten Lebensjahr in Frankreich, hat einen interessanten musikalischen Stammbaum: klassisches Musikstudium, Wechsel zum Jazz, gemeinsame Projekte mit dem Perkussionisten Naná Vasconcelos, dem Bassisten Riccardo del Fra, dem Saxofonisten Andy Sheppard, dem Trompeter Paolo Fresu und anderen, im Duo mit dem Saxofonisten Daniel Liebman.

Ernste Spanier, lockere Franzosen

Seine Bandbreite reicht von der traditionellen spanischen Musik, die er mit seinem Ensemble „Andaloucia“ feierte, über Latin-Musik und kultiviertem Kammerjazz bis zu Kompositionen für Jazzquartett und Orchester. Man registriert ferner ein nordafrikanisches Kolorit und die Leichtigkeit des französischen Chansons. Um dem Ganzen noch einen weiteren Impuls zu geben, nennt Machado seine Platte „Majakka“, was im Finnischen Leuchtturm heißt.

Von diesem Leuchtturm aus rekapituliere er sein Werk, sagte der Musiker, er habe sich ein paar seiner alten Platten angehört – und war wohl ganz begeistert von sich, wie man auf „Majakka“ hört. Inspirieren ließ er sich auch von dem portugiesischen Dichter Fernando Pessoa. „Bolinha“ wurde schon erwähnt, auch das tänzerische, getragene und etwas melancholische „Um vento leve“ geht auch auf die Lyrik des Portugiesen zurück. Etwas rätselhaft ist das faszinierende „Emoção de alegria“, auch nach Pessoa, aufgebaut. Einzelne Töne, große Pausen und ein klagendes Cello leiten das Stück ein, das sich dann mit orientalischer Verve verdichtet, unglaublich intensiv wird, durch dumpfe Baritonsaxofon-Töne angetrieben geradezu aus der Kontrolle zu geraten scheint. Dass sich in diesem hitzigen Verlauf kleine Inseln mit Schlagzeug-Solo und Cello auftun, ist zauberhaft. Das Stück endet mit einem aufbrausenden Finale und einem abrupten Schluss. In der längsten Nummer der CD, „Les yeux de Tangati“, das Machado für sich und seinen Duopartner Liebman schrieb, entfaltet sich noch einmal das ganze multikulturelle Spektrum, bieten Flöten und allerlei Perkussionsinstrumente den Humus für Machados kultiviertes Piano­spiel. Unbedingt hörenswert.

In loser Folge an dieser Stelle: Kulturtipps aus der Feuilleton-Redaktion.

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