Performance von Romeo Runa im Arp Museum Ekstatischer Kampf mit Geweih

Remagen · Tanz mit verstörendem Mischwesen: Im Arp Museum zeigt der Tänzer Romeu Runa energische Performances inspiriert von Kunstwerken der aktuellen Ausstellung.

 Romeu Runa mit Geweih während seiner Performance im Arp Museum.

Romeu Runa mit Geweih während seiner Performance im Arp Museum.

Foto: Freya Dieckmann

In ein verstörendes Mischwesen aus Mensch und Hirsch verwandelt sich der Tänzer Romeu Runa während seiner Performance im Arp Museum Bahnhof Rolandseck. Nackt verdreht sich der sehnige Körper des Tänzers auf einem Holzpodest, in den Händen je ein Hirschgeweih. Die Performance soll eine tänzerische Übersetzung der zurzeit im Rahmen der Ausstellung „PEL/ Becoming the figure“ gezeigten Kunstwerke der Künstlerin Berlinde De Bruyckere sein.

Die Künstlerin selbst hat sich für ihre Arbeiten von Tänzern inspirieren lassen. Zwei ihrer Papierarbeiten heißen „Romeu my deer“. Darauf zu sehen ist ein verkrümmter menschlicher Körper, dem auf scheinbar schmerzhafte Weise ein Geweih aus dem Kopf wächst. Für die Ausstellung im Arp Museum sollte Runa sich von der von ihm inspirierten Arbeit wiederum zu einer Performance inspirieren lassen. Ihr liegt der antike Mythos des Aktaion von Ovid zugrunde. Aktaion wird darin von der Göttin Diana in einen Hirsch verwandelt und daraufhin von seinen eigenen Hunden zerfleischt.

Brutal geht es auch bei Runas Interpretation zu: Röchelnd schleift er das täuschend echt aussehende Geweih aus Wachs über den Boden, wirft seinen Körper auf das hölzerne Podest und schlägt sich mit den eigenen Füßen. Jeder Muskel seines Körpers scheint schmerzvoll angespannt, die Augen im roten Gesicht sind ekstatisch aufgerissen. Zeit zum Durchatmen bleibt auch den Besucherinnen und Besuchern nicht. Durch ein Wechselspiel zwischen energischen Ausbrüchen, in denen der Tänzer gegen das Geweih anzukämpfen scheint und fast rührseligen Phasen, in denen er sich verzweifelt an die spitzen Hörner schmiegt, bleibt die Spannung aufrecht. Die mit voller Inbrunst gebrüllten Hirschlaute und das wiederkehrende Schmatzen produzieren jedoch eine gewisse Komik.

Als Runa zum Schluss das Geweih zu Boden schmettert und Bruchstücke davon durch den Raum fliegen, halten alle spürbar den Atem an. Umso erleichterter fängt eine Besucherin frühzeitig an zu klatschen, als der Tänzer erschöpft inmitten der Geweihsplitter liegt. War das ein Kampf Körper gegen Kunstwerk? Eine geglückte Umkehr der Inspirationsquellen? Diese Fragen stellt sich das Publikum am besten an der frischen Luft, denn die ist nach dieser Performance dringend nötig.

Die Ausstellung läuft bis zum 8. Januar 2023. Zwei weitere Performances von Romeu Runa finden Sonntags am 9. Oktober um 14 Uhr und am 8. Januar um 17 Uhr statt. Eine Voranmeldung per E-Mail an anmeldung@arpmuseum.org ist erforderlich.

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