Kammermusikfest für einen guten Zweck Festival "Elysium" eröffnet

Bonn · Friedliche Momente: Sabine Meyer, Nils Mönkemeyer und William Youn spielen vor 290 begeisterten Zuhörern im Saal des Hotels Bristol Werke von Bruch, Mozart und Schumann

 Im musikalischen Elysium: (von links) Nils Mönemeyer, William Youn und Sabine Meyer.

Im musikalischen Elysium: (von links) Nils Mönemeyer, William Youn und Sabine Meyer.

Foto: Benjamin Westhoff

Bonn ist ein gutes Pflaster für Bratschisten: Tabea Zimmermann leistet als Vorsitzende des Beethoven-Hauses und künstlerische Leiterin der von ihr initiierten Beethovenwoche erstklassige Arbeit. Und nun betritt mit Nils Mönkemeyer erneut ein führender Virtuose desselben Fachs die Bühne in der Beethovenstadt – als Protagonist und künstlerischer Leiter des neuen Festivals „Elysium“, dessen Premiere am Mittwochabend mit großem Erfolg im ausverkauften Saal des Hotels Bristol über die Bühne ging. An Mönkemeyers Seite: Deutschlands berühmteste Klarinettistin, Sabine Meyer, und der Pianist William Youn, mit dem Mönkemeyer regelmäßig im Duo konzertiert.

Die noble Konzertadresse mag ein wenig darüber hinwegtäuschen, dass das eigentliche Ziel dieses von der regen Bonner Beethoven Academy getragenen viertägigen Kammermusikfests die Unterstützung Bonner Obdachloser ist. Mönkemeyer war, wie berichtet, bereits im Vorfeld in Bonn und spielte im Speisesaal des Prälat-Schleich-Hauses, einer Caritas-Einrichtung in der Nähe des Hauptbahnhofs, für die dort betreuten Menschen ohne Heim. „Elysium“ tauften der Violaspieler und seine Mitstreiter das Festival in Anlehnung an Beethovens neunte Sinfonie. Man habe den Namen gewählt, weil „ein Konzert zu den friedlichsten und schönsten Momenten zählt, die es gibt“, sagte Mönkemeyer auf der Bühne.

Trotz des erklärten Bezugs des Festivals auf Ludwig van Beethoven wurde an diesem Abend keine Note des Komponisten gespielt. Dafür aber Werke anderer Musiker, die mit Bonn zu tun hatten. Zu Beginn erklangen drei der acht Stücke für Klarinette, Viola und Klavier von Max Bruch, die 1909 in Bonn uraufgeführt wurden. Sabine Meyer spielte sie alternierend auf zwei Klarinetten aus hellbraunem Buchsbaum. Nach der schwärmerischen Nr. 2 berührte vor allem der beseelte, warme Ton, mit dem sie den lyrischen sechsten Satz „Nachtgesang“ zelebrierte. Begleitet von zwei Musikern, deren Spiel sich wunderbar an den Klang der Klarinette anschmiegte. In der folgenden Bravourarie aus der Feder Wolfgang Amadeus Mozarts begeisterte sie mit brillantem Ton, den sie wieder mit einer anderen Klarinette erzeugte. Das Stück gipfelte in einer virtuos vorgetragenen Kadenz. Wenig spektakulär hingegen die frühe Duosonate in C-Dur des achtjährigen Mozart, deren Violinstimme so schlicht daherkommt, dass Mönkemeyer sagte: „Das schaff' ich auch auf der Bratsche!“ Für den Pianisten William Youn enthält sie hingegen genügend Material, um mit Gefühl und deutlich konturiertem Anschlag seine ganz besondere Qualität als Mozart-Interpret zu zeigen.

Mit den Fantasiestücken für Klarinette und Klavier op. 73 von Robert Schumann schlugen die Musiker den Bogen zurück nach Bonn, wo der Komponist ja begraben liegt. Von der biedermeierlichen Stimmung, die man dieser Musik gelegentlich unterstellt, war hier nichts zu spüren. Dafür geriet die Interpretation des Duos zu lebendig, und insbesondere der von Sabine Meyer buchstäblich tänzerisch vorgetragene Finalsatz zu temperamentvoll. Dass die Märchenbilder für Villa und Klavier op. 113 von Schumann Pate standen für Bruchs anfänglich gespielten Stücke, war nicht zu überhören. Mönkemeyer gestaltete die stimmungsvollen Stücke mit sehr differenziertem Spiel. Gerade in dem langsamen vierten Stück begeisterte der warme, fast schon celloartige Ton der tiefen Lage.

Mit Mozarts Kegelstatt-Trio ging das Programm zu Ende. Es ist weniger, wie zu vermuten wäre, ein Klarinettenkonzert in Miniaturbesetzung, sondern bietet auch der Bratsche viel Spielraum zur Entfaltung, was Mönkemeyer nicht weniger auskostete als seine Partnerin an der Klarinette. Eine kleine Zugabe aus dem Londoner Skizzenheft des siebenjährigen Mozart folgte hernach noch als Zugabe. Von den insgesamt 290 Besuchern, die am Ende begeistert applaudierten, waren an diesem Eröffnungsabend 27 Menschen aus vier Caritas-Institutionen mit von Bonner Bürgern gespendeten Patentickets in den Saal gekommen. Dem Sozialutopisten Beethoven hätte dieses Engagement gefallen.

Weitere Konzerte: Am 12. Mai, 20 Uhr, im Bahnhof Rolandseck spielen das Signum Quartett, Nils Mönkemeyer und William Youn Werke von W. A. Mozart und Arvo Pärt; am 13. Mai, 18 Uhr, erklingen in derselben Besetzung im Museum Koenig Werke von Johannes Brahms. Karten bei Bonnticket.

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