Unbändige Energie Florence and the Machine begeistern in Köln

Köln · Sie kamen über ihre Fans wie ein mitreißender Wirbelsturm: Die englische Band Florence and the Machine begeisterte in der Lanxess-Arena in Köln.

 Unbändige Energie: Florence Welch auf der Bühne der Lanxess-Arena.

Unbändige Energie: Florence Welch auf der Bühne der Lanxess-Arena.

Foto: Thomas Brill

Manchmal hat man das Gefühl, dass die Zeit einfach nur so vor sich hin rast, ohne wirkliche markante Punkte zu hinterlassen. Auf einmal sind einfach so zehn Jahre vergangen – und man hat das Gefühl, dass sich seitdem gar nicht so viel verändert hat. Vor etwas mehr als zehn Jahren etwa spielte mit einer gewissen Florence Welch im Kölner Club Luxor unter dem Namen Florence + The Machine eine fantastische Sängerin und hoffnungsvolle Newcomerin aus London ihr allererstes Konzert außerhalb ihrer Heimat. Gerade einmal ein paar Hundert Menschen passten ins Luxor, an dessen Namen sich Welch heute noch nicht einmal erinnern kann, so betrunken sei sie damals gewesen. Heute, ein Jahrzehnt später, strömen fast 12 000 in die Lanxess-Arena, wo Florence + The Machine am Veilchendienstag ihr aktuelles Album „High As Hope“ vorstellten.

Wunderschön, mitreißend, atemberaubend

Und dass Welch die Kölner Arena nicht wieder vergisst, wird nicht nur daran liegen, dass die heute 32-Jährige deutlich nüchterner unterwegs ist als zu Beginn ihrer kometenhaften Karriere, sondern vor allem an der ungebändigten Energie, die sich während der gut 100 Minuten dort entladen hat. Ein Konzert wie ein Wirbelsturm – wunderschön, mitreißend, atemberaubend und Urkräfte freisetzend.

Es mag auf dem ersten Blick unglaublich sein, welche Power in dieser rothaarigen Frau und ihrem spindeldürren Körper schlummert. Welch setzt ihre kraftvolle, eindrucksvolle Stimme ein wie ein neuntes Instrument, das sich in die intelligente Musik zwischen Pop, Rock und Folk, die ihre acht Bandmitglieder – darunter auch Harfe und Piano – spielen, kunstvoll und gekonnt eingliedert.

Sie schreit, sie flüstert, sie heult ihre Sätze wie Mantras heraus. Sie singt vom Festhalten („June“), ihrer Magersucht als Teenager („Hunger“), von toxischer Männlichkeit („Patricia“), von ihrer Heimat („South London Forever“), die, wie sie erklärt, immer auch Europa sein wird, und vom Teufel auf ihrem Rücken, den sie abschütteln will („Shake It Out“). Dazu wirft sie theatralisch ihre Arme durch die Luft, umschlingt ihren eigenen Körper, dreht barfuß im cremefarbenen Kleidchen Pirouetten, springt wie ein elfenartiger, gleichzeitig aber auch wildgewordener Hippie im Acid-Rausch auf der holzverkleideten, mehrstufigen Bühne auf und ab, sprintet gegen Ende zu „Delilah“ durch die Halle, um inmitten ihrer Fans zu tanzen, ach was: zu wüten.

Intimer kann da auch das anfangs angesprochene damalige Clubkonzert im Luxor nicht gewesen sein.

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