Ausstellung in der Galerie Clement Fulminanter Kunstherbst

Bonn · Mit vier parallelen Ausstellungen zieht die Bonner Galerie Gisela Clement alle Register.

 Der Kreis sitzt auf: Malerei von Maik + Dirk Löbbert bei Clement.

Der Kreis sitzt auf: Malerei von Maik + Dirk Löbbert bei Clement.

Foto: Clement

Das Duo Maik + Dirk Löbbert ist für seine minimalen Eingriffe in den Alltag bekannt. Dabei nutzen sie gerne das Medium der Collage, um im Foto etwas unterzubringen oder unterzumogeln, das oft kaum auffällt. Da werden zum Beispiel drei Gucklöcher in einem Garagentor einfach multipliziert und auf dem Foto fortgesetzt. Oder es erscheinen Zebrastreifen, wo sie zwar mehr oder weniger logisch wirken, aber in Natura nicht vorgesehen sind. In einem Fries solcher Interventionen wird der Besucher der Galerie Gisela Clement für derlei Momente, in denen die Geometrie in unseren Alltag eingreift, sensibilisiert. Sobald sich der Besucher umdreht, bemerkt er, dass die Löbberts in der Galerie selbst zugeschlagen haben. Ein riesiger Kreis an der Wand sitzt förmlich auf der Fußleiste auf. Unvermögen wird aufreizend zur Schau gestellt – man hätte das Ganze ganz leicht ohne diesen Makel hinkriegen können. Das pefekt Unperfekte reizt die Löbberts, bei den Collagen wie bei den Wandmalereien vor Ort. Die beiden Künstler bekommen eine zweite Chance im zweiten Raum. Hier ecken sie oben an. Auch wieder unnötig, auch wieder demonstrativ.

Wichtige Wiederentdeckung

Der Umgang mit der Geometrie ohne sich von ihr allzu sehr gängeln zu lassen, ein Hauch von Freiheit und Anarchie, umweht auch die übrigen Projekte, die Clement in ihr üppiges Herbstprogramm gesteckt hat. Von den Löbberts führt ein Weg zu dem 2017 früh verstorbenen Maler Peter Stohrer, dem gerade auch die Bonner Gesellschaft für Kunst und Gestaltung (gkg) eine kleine, sehr interessante Ausstellung widmet. Die Schau mit der Installation „Raumzeichen“ speist sich ebenso aus dem Nachlass wie „Malkörper – reloaded“ im Projektraum bei Clement. Zu sehen ist quasi ein riesiges dreidimensionales konstruktivistisches „Gemälde“, das aus einzelnen kastenförmigen Malkörpern besteht. Mit der „Installation 2000“ knüpft Stohrer auch an die Rasterbilder an, von denen einige in Clements Accrochage zu sehen sind. Die Arbeit mit geometrischen Körpern und Gemälden wird zum freien Spiel, die Wand zur Bühne für allerlei Verschiebungen und Korrespondenzen. Dass Stohrer Bühnenbildner war und lange der Kölner Theaterszene angehörte, muss hier erwähnt werden. Die unter anderem von Clement und der gkg betriebene Wiederentdeckung des spannenden Vertreters der Konkreten Kunst kann man nur unterstützen.

Die Galeristin befeuert ihren fulminanten Kunstherbst mit einer spannenden Accrochage mit Künstlern der Galerie, darunter Stohrer, abrer auch Peter Tollens und Michael Tonges, beide Fans von Stohrer, die in einem Künstlergespräch am 8. November über Stohrers Werk sprechen werden.

Kunst auf Reisen

Parallel zu den drei laufenden Ausstellungen präsentiert Clement das Projekt „Off the grid“ eines ihrer Künstler, Roman Lang. Der schickt Kunst auf Reisen, die Premiere findet in Bonn statt. Er hat 13 Künstler eingeladen, die jeweils mit drei kleinformatigen Arbeiten einen Pool bilden, aus dem Ausstellungen generiert werden können. Die Arbeiten passen in eine große Kunstkiste und können, so der Künstler, auf Welttournee gehen. Maik + Dirk Löbbert sind bei der Premiere ebenso vertreten wir Timo Kube, Michelle Grabner, Martin Pfeifle oder Jan van der Ploeg. „Off the grid“, was übersetzt jenseits des Rasters bedeutet, bezieht sich sowohl auf das unübliche, originelle Ausstellungsformat wie auf den Umgang mit Flächen und geometrischen Formen. So gesehen, schließt sich hier aufs Schönste eine Klammer, die die das gesamte Ausstellungsprogramm umfasst.

Galerie Gisela Clement, Lotharstraße 104; bis 2. Dezember, Mo-Fr 14-18 Uhr. www.galerie-clement.de

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