Uraufführung im Theater Marabu Fußballcamp und Ponyhof

Bonn · Das Kinderstück „Genauso, nur anders“ hinterfragt Klischees und feiert seine Uraufführung im Theater Marabu.

Nachdenken über Rollenbilder: Julia Hoffstaedter und Paul Davis Newgate.

Nachdenken über Rollenbilder: Julia Hoffstaedter und Paul Davis Newgate.

Foto: Marabu

Durch Glitzervorhänge stürmen die beiden den Raum, prallen aufeinander, rennen wieder raus. Eine Schauspielerin, ein Tänzer. Sie hat große Locken, er kleine. Sie ist schlank und hat weiße Haut, er ist muskulös und hat kakaobraune Haut. Um Verschiedenheit und Gemeinsamkeit geht es in dem neuen Kinderstück „Genauso, nur anders“, das am Samstag im ausverkauften Theater Marabu seine Uraufführung feierte. Es ist eine Koproduktion mit dem städtischen Theater Bonn in dessen Vermittlungsprogramm „Portal“ für junges Publikum. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen auf beiden Seiten der Spielfläche und werden von den Akteuren spielerisch direkt ins muntere Geschehen einbezogen.  

Unter der künstlerischen Leitung von Tina Jücker (Regie) und Claus Overkamp (Dramaturgie) präsentieren Julia Hoffstaedter und Paul Davis Newgate die beiden Figuren in einer Art Battle-Show. Zugegeben: Bei seinen Breakdance-Nummern, inkl. Kopfpirouetten und mit waagerecht ausgestrecktem Körper auf den Händen gehen, ist Davis unschlagbar. Aber Radschlagen kann Julia auch, und beim Händeschlagen-Spiel ist sie viel schneller.  Aber muss es eigentlich immer Sieger geben? Müssen Mädchen Ferien auf dem Ponyhof machen und Jungs im Fußballcamp? Sind Menschen mit Brille intelligenter als die anderen? Sind Erwachsene stärker als Kinder? Letzteres geht hier bei der Probe eindeutig zugunsten der fröhlich mitmachenden Kids aus.

Ich bin nicht du

Was ist eigentlich dran an all den Klischees und gesellschaftlichen Zuschreibungen? Wie wär’s mit einem Gegenteil-Tag? Rückwärtslaufen, das Kapuzenshirt verkehrt herum anziehen, die Sonnenbrille auf den Hinterkopf setzen und alle Namen umgedreht aussprechen. Macht großen Spaß! Julia und Davis tauschen versuchsweise mal die Klamotten (okay: Die Hosen passen nicht so richtig, die Schuhe überhaupt nicht) und leihen sich witzig ihre Stimmen. Schon klar: „Ich bin nicht du!“. Aber warum soll ein Junge keinen Rock tragen, während Mädchen beim Outfit kaum Grenzen gesetzt werden? Kann man nicht einfach vieles sein? Zum Beispiel Giraffe und Hase? Julia schwärmt vom langen Hals, durch den die Eiscreme im Sommer schön lange runterrutscht und Kühlung spendet. Davis erfindet flott eine große Tiere-Rate-Show. Lösungen werden hier natürlich nicht verraten. Nur so viel: Ein Känguru-Huhn ist möglich. Denn in jedem Geschöpf können viele Wesen stecken. Mit wechselnden Kostümen (fantasievolle Ausstattung: Regina Rösing) verwandeln sich die beiden Darsteller in immer neue Gestalten. „Sei wie du bist!“, lautet die Botschaft. Genauso, wie du möchtest. Jeder ist anders. Das muss man nicht nur anerkennen, es macht die Welt bunter und das Zusammenleben reicher.

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