Kommentar zum Programm der Elbphilharmonie Glückliches Hamburg

Meinung | Bonn · Das hätten wir auch haben können. Natürlich nicht im Hamburger Maßstab, die machen es ein paar Nummern größer. Aber ein Festspielhaus in Bonn wäre den Nachrichtenagenturen und den Medien in Deutschland auch eine Nachricht wert gewesen, wahrscheinlich sogar eine Schlagzeile.

Die Hamburger Elbphilharmonie steht vor der Vollendung, die Hamburger werden sie lieben, und das Publikum aus aller Welt wird ihre Architektur bewundern, über die perfekte Akustik staunen und das fabelhafte Programmangebot annehmen. Am 11. Januar 2017 soll die Elbphilharmonie eröffnen, dann werden nach zehn Jahren Bauzeit alle skandalösen Begleitumstände (fast) vergessen sein. Zum Beispiel stiegen wegen Querelen und Bauverzögerungen die Kosten um das Zehnfache. Auf 789 Millionen Euro. Das Bonner Festspielhaus hätte ein Zehntel dieser Summe gekostet, dafür hätte der Bauherr Deutsche Post DHL eingestanden. Stattdessen fließen jetzt viele Millionen in die Beethovenhalle.

Hamburgern wird ein Sinn für noble Zurückhaltung nachgesagt. Gestern ließen sie an der Elbe aber Understatement Understatement sein. „Sie sehen ein Programm von einer Dichte und einer Vielfalt und einer Qualität, wie Sie es wahrscheinlich kaum woanders auf dem Planeten finden werden“, sagte Generalintendant Christoph Lieben-Seutter. Er hat allen Anlass, den Mund voll zu nehmen (siehe nebenstehenden Bericht).

Sogar ein kleines Beethovenfest haben die Hamburger geplant. Unter dem Motto „¡Viva Beethoven!“ führt der Dirigent Gustavo Dudamel an fünf Konzertabenden in Folge sein Orquesta Sinfónica Simón Bolívar durch die neun Beethoven-Sinfonien. Die Musiker werden in einer High-End-Kulisse auftreten, denn für die Akustik der Elbphilharmonie war der Japaner Yasuhisa Toyota zuständig.

Wie gesagt, das hätten wir auch in Bonn haben können: ein paar Nummern kleiner und viel preisgünstiger. Aber nicht weniger wertvoll.

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