Kunstsammler mit 88 Jahren verstorben Hans Grothe war der "Herr der Bilder"

Bonn · Der Duisburger Bauunternehmer und Kunstsammler Hans Grothe ist 88-jährig gestorben. 2005 verkaufte er seine im Kunstmuseum Bonn beheimatete Sammlung.

 Der Kunstsammler Hans Grothe 2011 in Baden-Baden. FOTO: DPA

Der Kunstsammler Hans Grothe 2011 in Baden-Baden. FOTO: DPA

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Er konnte noch kaufen, als kommunale Häuser schon längst die Segel gestrichen hatten und Werke von Anselm Kiefer, Sigmar Polke und Gerhard Richter sich längst jenseits der Möglichkeiten städtischer Etats bewegten. Der Duisburger Bauunternehmer und Kunstsammler Hans Grothe erwarb ganze „Künstlerräume“, wie er das nannte, Komplexe eines einzelnen Künstlers, die einen guten Überblick ermöglichten.

Etliche Museen, nicht zuletzt das Kunstmuseum Bonn, haben dem Sammler viel zu verdanken. Und er allerdings auch den Museen, die seine Werke in Ausstellungen präsentierten und in Katalogen publizierten und damit seine Sammlung aufwerteten. Anfang der 1980er Jahre hatte Grothe mit dem Kunstmuseum Bonn einen Dauerleihvertrag geschlossen, der schließlich bis 2025 verlängert wurde und Bonn in die Lage versetzte, die Helden der deutschen Kunst – Kiefer, Richter, Polke, Penck und andere – in großen Werkgruppen zu zeigen.

Der Schock war groß, als Grothe 2005 seine rund 700 Werke umfassende Sammlung an Ulrich und Sylvia Ströher verkaufte und diese die ehemaligen Grothe-Schätze aus Bonn abzogen und fortan in der Duisburger Küppersmühle zeigten. 2012 kehrte Grothe symbolisch nach Bonn zurück – in Gestalt der ihm verbliebenen Werke von Kiefer, die er in einer höchst umstrittenen Ausstellung in der Bundeskunsthalle zeigte.

Im Alter von 88 Jahren ist Grothe nun gestorben, wie Walter Smerling, Geschäftsführer der Bonner Stiftung für Kunst und Kultur und Direktor des Museums Küppersmühle, dieser Zeitung mitteilte. Am vergangenen Freitag sei der Sammler im kleinen Kreis beerdigt worden. Smerling: „Ohne ihn gäbe es das Museum Küppersmühle nicht. Ohne ihn gäbe es die weltweit bedeutendste private Anselm Kiefer-Sammlung nicht, die er in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich ausgebaut hat, aus 'Heimweh' nach seiner Sammlung, wie er selbst sagte, denn 'Heimweh kann man am besten ertragen, wenn man noch ein Stück von dem hat, wonach man sich eigentlich sehnt'“.

Sammler-Karriere begann mit Polke

Grothe wurde 1930 in Homberg, Stadtbezirk von Duisburg, geboren. In Trier begann er sein Ingenieurstudium. Eigentlich wollte er Architekt werden, doch in der frühen Nachkriegszeit lief alles anders. Er wurde zum Baulöwen und Immobilien-Tycoon. Seine Karriere als Mega-Sammler begann mit dem Kauf von Polkes gesamtem Zyklus „Original und Fälschung“ – so etwas hatte es in der deutschen Kunstszene noch nicht gegeben. Es folgten Arbeiten von Richter, Werkgruppen von Lüpertz, Baselitz und Kiefer. Gerade Sammler seien keine Heiligen, schrieb Katja Blomberg in der FAZ: „Sie sind Sinnesmenschen und süchtig nach viel Kunst und noch mehr Ehr'. Daher ist ihnen jedes Mittel recht, um günstig an möglichst viel Stoff ihrer Lust heranzukommen.“ Blomberg nahm den Sammler und Geschäftsmann Grothe da nicht aus.

Er galt als rustikal und äußerst durchsetzungsfähig, wenn es um seine Interessen ging – Negativschlagzeilen produzierte er immer wieder. Zum Feingeist konnte Grothe aber mutieren, wenn er über seine Kunst und seine Künstlerfreunde zu sprechen kam.

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