Jazzfest Bonn eröffnet Jazzfest mit gelungenem Neustart

Bonn · Der Jazztrompeter Matthias Eick und die Bassistin Kinga Glyk eröffnen das mehrfach verschobene und umgeplante Jazzfest Bonn im Pantheon

 Musikerin Kinga Glyk eröffnet das Jazzfest Bonn im Pantheon.

Musikerin Kinga Glyk eröffnet das Jazzfest Bonn im Pantheon.

Foto: Benjamin Westhoff

Ungläubiges Staunen bei den Jazzfans im Pantheon, aber kein Fremdeln, sondern pure Freude; ein Festival-Intendant Peter Materna mit einem befreiten Dauerlächeln im Gesicht; euphorische Musiker, die sich immer wieder für die Treue des Publikums bedanken, es einfach nur toll finden, wieder live auf der Bühne zu agieren und nicht durch einen Screen von den Fans getrennt zu sein, wie der norwegische Jazztrompeter Matthias Eick sagt: Zweieinhalb Jahre nach dem letzten regulären Jazzfest Bonn geht es wieder los. Materna kann mit zeitlicher Verzögerung und etlichen Umplanungen sein ambitioniertes Programm von 2020 abfahren, das durch Beethoven-Jubiläumsförderung so üppig geraten sollte wie noch nie. Noch sind nicht alle Nachholkonzerte terminiert. Materna hat den Ehrgeiz, das volle Programm zu bringen. Und Karten gibt es auch noch.

Gleich der erste Abend zeigte wieder, wie gut das Konzept des Festivals funktioniert: Bereits Etabliertes wie das hinreißende Quintett von Eick (42) trifft auf die aufstrebende, nicht minder begeisternde polnische Bassistin Kinga Glyk (24) mit ihrem Ensemble. Ausladender, melodischer Jazz aus dem Norden begegnet einer um Elemente des Funk und Hip-Hop erweiterten, diskussionswürdigen Facette des Jazz.

Kurz und knackig

Mit „5 Cookies“ vom aktuellen Album „Feelings“ eröffnete Glyk am E-Bass den Abend. Ein richtig starkes Stück, das von dem furiosen Tempo und allerlei Kontrasten lebt: Eine zarte Bassistin, die funky und hart zulangen kann. Und buchstäblich umringt ist von einen soundmächtigen Trio, bestehend aus zwei rivalisierenden, brillanten Keyboardern (Pawel Tomaszewski und Arek Grygo) und der Wucht von Yoran Vrooms Schlagzeug. Eine in jeder Hinsicht schlagkräftige Truppe ohne eigentliche Hierarchie, die die sehr vielschichtigen Kompositionen von Glyk wunderbar umsetzte.

Leider viel zu schnell war ihr Set vorbei (im Corona-Modus gibt es zwei kürzere Konzerte um 17 und 21 Uhr bei reduzierter Bestuhlung). Ohne Zugabe musste sie an Eick übergeben, der seinerseits mit seinem krankheitsbedingt um den Geiger reduzierten Quintett nur eine knappe Stunde spielen durfte. Für einen musikalischen Geschichtenerzähler und Schöpfer elegischer, im positivsten Sinn ausufernder und in ihren Elementen kunstvoll verzahnter Melodielandschaften ist das eine Herausforderung. Dementsprechend leicht gehetzt wirkte das Programm.

Trotzdem gelangen dem Trompeter mit dem samtenen Klang und der überirdisch schönen Stimme und insbesondere Andreas Ulvo am Flügel Momente entrückten Hörvergnügens. Eick spielte Stücke seines glänzenden Albums „Ravensburg“, in dem der Musiker seinen deutschen Wurzeln nachspürt und etwa auch seinen beiden Großmüttern eine liebevolle Hommage widmet. Unter den Zugaben war ein zauberhaftes Piano-Solo des Multiinstrumentalisten und ein Ausblick auf das nächste Album. Insgesamt ein gelungener Neustart des Festivals.

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