Kulturtipp: CD von Joo Kraus Joo Kraus geht’s gut

Bonn · Kulturtipps für zu Hause aus der Feuilleton-Redaktion. Joo Kraus meint zu seinem neuen Album: Uns geht’s gut. „We Are Doing Well“ ist eine Gute-Laune-CD.

 WeAreDoingWell_Covermotiv

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Foto: Joo Kraus

Das ist mal ein Wort in Corona-Zeiten: Joo Kraus meint: Uns geht’s gut, „We Are Doing Well“. So heißt die neueste CD (o-tone music) des Trompeters, der bereits im Titelstück mit allerlei schrägen Elementen und strahlender Bigband-Wucht seinen Übermut kundtut. Gleich danach in „We Are The World“ wechselt sich sein groovendes Trompetenspiel mit rauem Gesang und chorischen Partien ab. Man spürt, dass der Mann vom Jazz herkommt und irgendwo anders hinwill. Da wird gerappt und gescratcht, es gibt Pop und Rock. Eine wilde Mischung. Dass der 54-Jährige mit Spaß bei der Sache ist, hört man in jeder der zehn Nummern von „We Are Doing Well“. Dass das durchaus ansteckend ist, lässt sich am entfesselten Spiel der Band ablesen. Ralf Schmids übermütiges Keyboard jagt die Klaviatur rauf und runter, erzeugt Klänge, die man nicht für möglich hält, kommt aber auch mal naiv daher wie eine Bontempi-Orgel oder verträumt wie ein Akkordeon.

Meister Kraus hält die Zügel in der Hand

Quasi im Akkord arbeitet Torsten Krills Schlagzeug, präzise, feurig, mitreißend mit allerlei Schlagwerk am Rande. Veit Hübner am Bass hält sich solide werkelnd im Hintergrund. Und Meister Kraus hält die Zügel in der Hand, schmachtet mit seiner Trompete, schleudert aggressive Stöße in den Raum, prägt und strukturiert die Stücke mit seinem facettenreichen Spiel.

So lassen Kraus’ butterweiche Trompete und Fola Dadas dunkle, warme Stimme die Ballade „Love“ sanft dahintreiben. „Space Glider“ beginnt im Chinastyle und hebt dann ab. „Elvis in Paris“ ist eine stilistische Zeitreise. „Count To Four“ macht das Fass der wilden 1970er auf. „Paper Plane Patrol“ hört sich an wie eine Hommage an den mittleren Miles Davis. Wenn es einen Fixstern in Kraus’ aktuellem Werk gibt, dann ist das das musikalische Multitalent Franz Zappa, dessen grenzenlose Fantasie dem Trompeter aus Ulm inspiriert haben könnte.

Und hat Corona Spuren hinterlassen? Das trotzige „Uns geht’s gut“ dürfte eine Antwort sein. Und „How’s My Hair“ (Wie sehen meine Haare aus?) der Song zum Lockdown.

In loser Folge an dieser Stelle: Kulturtipps für zu Hause aus der Feuilleton-Redaktion.

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