Mathias Tretter im Haus der Springmaus Jugend ohne Helmpflicht

Bonn · Mathias Tretter träumt im Haus der Springmaus von alten Zeiten, als die Wortpolizei noch weniger streng war. Das ist schon ziemlich böse manchmal, aber Satire, die sich lohnt. Auch wenn man manchmal vielleicht zweimal hinhören muss.

Kabarettist Mathias Tretter bereitet zu viel Wehleidigkeit Ungemach.

Kabarettist Mathias Tretter bereitet zu viel Wehleidigkeit Ungemach.

Foto: Thomas Kölsch

Der deutlichste Beleg dafür, dass das Reich der freien Meinung offenbar schrumpft, ist die Tatsache, dass man mit nahezu jedem Satz irgendwem auf die Füße tritt. Alles kann als Verletzung betrachtet werden, ist entweder politisch inkorrekt oder genderfeindlich, rassistisch oder Zeichen von kultureller Aneignung. Das geht Mathias Tretter gehörig auf die E...., ähm, auf die Nerven. „Warum sind immer mehr Leute wehleidiger als ein Glasknochenkranker beim Pogo?“, fragt der fränkische Kabarettist in seinem aktuellen Programm „Sittenstrolch“. Ist doch anstrengend. Nichts gegen sexuelle, ethnische oder ideelle Gleichberechtigung, aber dieses ständige Jammern über Befindlichkeiten irritiert ihn als mittelalten, weißen Mann doch zunehmend, insbesondere dann, wenn dadurch der Blick von den eigentlichen Problemen abgelenkt wird. Dies will der gerade erst mit dem Salzburger Stier ausgezeichnete Tretter korrigieren – und überzeugt im Haus der Springmaus mit scharfer, teils bitterböser Satire.