Gendergerechte Sprache Kein Gender-Stern und Binnen-I im General-Anzeiger

Bonn · Der General-Anzeiger reagiert fantasievoll und flexibel auf das Thema gendergerechte Sprache. Verständlichkeit ist oberstes Ziel.

 Die Vorständin: Dominique Leroy von der Deutschen Telekom.

Die Vorständin: Dominique Leroy von der Deutschen Telekom.

Foto: Telekom/Evelyn Ebert Meneses

Der am Mittwoch erschienene Artikel „Ohne Scheuklappen und mit Augenmaß“ im Feuilleton hat das Thema gendergerechte Sprache aus sieben Perspektiven behandelt. Redakteurinnen und Redakteure des General-Anzeigers haben beschrieben, was die Gender-Debatte für ihre tägliche Arbeit bedeutet. Wie alle anderen Beiträge zu dem leidenschaftlich diskutierten Gegenstand hat auch die Mittwoch-Seite zahlreiche Stellungnahmen aus der Leserschaft provoziert. Das war beabsichtigt, denn bei der praktischen Positionierung der Zeitung zum Thema Gendern wünscht sich GA-Chefredakteur Helge Matthiesen eine „kritische Begleitung“ durch die Leserinnen und Leser.

Wer den ersten Absatz dieses Artikels noch einmal überfliegt, wird die Wort-Paare Redakteurinnen und Redakteure sowie Leserinnen und Leser registrieren. Früher hätte man es weitgehend unwidersprochen bei Redakteuren und Lesern belassen können, eingedenk der Tatsache, dass hier gleichzeitig Frauen und Männer gemeint sind. Das wird heute nicht mehr von allen Menschen akzeptiert. „Muss ich mich ,mitgemeint’ fühlen, wenn von ,Journalisten’ die Rede ist?“, fragte zum Beispiel GA-Redakteurin Anna Maria Beekes. Eine aus ihrer Sicht rhetorische Frage.

Gute Lösungen

Die GA-Redaktion bemüht sich um gute Lösungen angesichts eines stark polarisierenden Themas, wie Chefredakteur Matthiesen feststellt. Er sieht eine riesige Fläche zwischen generischem Maskulinum und Gendersternchen, die fantasievoll und stilistisch flexibel gestaltet werden könne – aber niemals um den Preis der Verständlichkeit. Gender-Stern und Binnen-I wird es schon aus diesem Grund nicht im Blatt geben.

Studierende und Forschende

In Zitaten kann es hingegen vorkommen, dass wir intendierte Schreibweisen dokumentieren. Forscher-Teams an Hochschulen legen Wert darauf, die Beteiligung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sprachlich zu belegen, hat Journal-Redakteurin Margit Warken-Dieke beobachtet. Sie hat sich „kein total konsequentes Vorgehen“ auferlegt und schreibt auch schon einmal von „Studenten“, wenn Kommilitoninnen und Kommilitonen gemeint sind. In Zitaten tauchten aber regelmäßig die Begriffe „Studierende“ und „Forschende“ auf. Flexibilität ist auch hier eine Tugend. Die Gender-Debatte spiegelt auch, dass Sprachsensibilität und Stilempfinden ein subjektiver Faktor innewohnt. Der in der Wirtschaft längst eingeführte Titel Vorständin mag gestern noch irritiert haben, heute finden ihn viele vielleicht sogar auf zeitgemäße Weise attraktiv.

Die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ stellt ihren Autorinnen und Autoren frei, „kreative Lösungen zu finden, die die Schönheit und Verständlichkeit unserer Texte nicht beeinträchtigen“. So wollen wir es auch halten.

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