Nachruf Komponist Wilhelm Killmayer gestorben

Bonn/München · Einen Tag vor seinem 90. Geburtstag ist am Sonntag der Münchner Komponist Wilhelm Killmayer gestorben. Er war ein Musiker, der sich den gängigen Avantgarde-Trends widersetzte.

 Komponist Wilhelm Killmayer.

Komponist Wilhelm Killmayer.

Foto: Schott Promotion / Stefan Forster

Den angesagten Strömungen der neuen Musik ist der Münchner Komponist Wilhelm Killmayer immer aus dem Weg gegangen. Er schloss sich nie den Jüngern der seriellen Musik an, die Aleatorik blieb seinem Werk ebenso fremd wie die Musique concrète. „Ich bin kein Systemmensch. Infolgedessen habe ich auch nie Schwierigkeiten gehabt, mich dem zu verweigern“, kommentierte er seine künstlerische Unabhängigkeit einmal. Am Sonntag ist Killmayer nur einen Tag vor seinem 90. Geburtstag in seiner Heimatstadt München, wo er viele Jahre an der Hochschule lehrte, gestorben.

Killmayer, der sein Handwerk unter anderem bei Carl Orff erlernt hatte, komponierte für alle klassischen Genres, für die Opernbühne oder für großes Orchester ebenso wie für das Soloklavier. Seine Nocturnes „An John Field“ etwa sind ganz wunderbare poetische Perlen, deren fragile Klanglichkeit das titelgebende romantische Vorbild zwar immer durchschimmern lässt, ohne ihre Verbundenheit mit dem 20. Jahrhundert zu leugnen.

Außerhalb Münchens ist die Musik Killmayers viel zu selten zu hören. In der bayerischen Landeshauptstadt jedoch wird sie von allen wichtigen Ensembles aufgeführt. Ende September zum Beispiel spielt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Jörg Widmannn die Symphonie III.

Anders als viele seiner Zeitgenossen, hatte Killmayer nie Scheu davor, auch dem Humor in der neuen Musik zu seinem Recht zu verhelfen. In der musikalischen Posse „Yolimba“, zu der Tankred Dorst das Textbuch verfasste, ist ihm das besonders überzeugend gelungen. Gleizeitig bedeutete dieses Werk aber auch den endgültigen Bruch mit dem Avantgarde-Mainstream.

In den 1970er Jahren entdeckte er die Kunst der Reduktion, die er wie kaum ein anderer wirkungsvoll in Szene zu setzen wusste. Man kann dies auch in der Komposition „Schumann in Endenich“ vernehmen, wo er mit einer Vielzahl von Perkussionsinstrumenten Klangwelten erschafft, deren subtile Poesie unter die Haut geht. Das Zeitgemäße seiner Kunst hat Killmayer selbst sehr schön erfasst, als er sagte: „Meine Musik lebt in der Vergangenheit und in der Zukunft und ist vielleicht gerade deshalb gegenwärtig.“

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