Formensuche in China Künstler stellen in der Bonner Galerie Gisela Clement aus

Bonn · Die Künstler Martin Pfeifle und Jan van der Ploeg stellen in der Bonner Galerie Gisela Clement aus.

 Martin Pfeifles Objekt aus der „LAN“-Serie fand seinen Ort am Haus einer Bewohnerin der Region Longli im südlichen Guizhou (China). FOTO: GALERIE

Martin Pfeifles Objekt aus der „LAN“-Serie fand seinen Ort am Haus einer Bewohnerin der Region Longli im südlichen Guizhou (China). FOTO: GALERIE

Foto: Pfeifle

Die Bonner Galerie Gisela Clement ist momentan zweifach vernetzt. Einmal lokal mit der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, mit der sie zusammen Martin Pfeifle und Jan van der Ploeg ausstellt. Zum Zweiten mit Longli im Süden der chinesischen Provinz Guizhou. Dort hat Pfeifle ein Kunstprojekt auf Einladung der Longli International Art Season realisiert, das nun Ausläufer bis nach Bonn hat. Von Schatten und Zufallsformen, die er in der Region vorfand, fertigte der Stuttgarter Pfeifle Zeichnungen an, die er in einer örtlichen Werkstatt für Reklamebedarf in ultramarinblaue Acrylglasobjekte auf Schaumstoff umsetzen ließ.

Es entstanden insgesamt 31 unregelmäßig geformte, wie Landkartenausschnitte oder Rohrschach-Tintenkleckse anmutende Formen, „LAN“ genannt. Genau genommen drei Serien. Mit der ersten zog er durch Longli und platzierte einzelne Objekte in Absprache mit den Bewohnern an Türen, Wänden, in der Landschaft. Faszinierende Fotos entstanden. Die nun mit Serie drei nach Bonn reisten und hier einen ganz speziellen Zauber entfalten. Im Treppenhaus der Galerie treffen nun die Fotos und die 31 Acrylglasobjekte aufeinander, interessante Beziehungen tun sich auf. Serie drei ist einzeln verkäuflich, Serie zwei ist nur en Bloc zu haben.

Pfeifle beendet seine im Treppenhaus mit einem lockeren, anscheinend willkürlich arrangierten Spiel gleichsam freischwebender blauer Acrylkleckse begonnene Installation mit einer massiven, dunklen Wand im Obergeschoss: Vier Meter hoch, 17,56 Meter breit krümmt sich die Mauer in den Raum, macht ihn eng, absorbiert Licht, stellt sich in den Weg, verbirgt einen Teil der Architektur, auf die sie sich eigentlich bezieht. Eine geradezu körperliche Erfahrung, wie man sie etwa zwischen den Stahlplatten in Richard Serras Labyrinthen erleben kann.

Ausgelassene Buntheit

Der Niederländer Jan van der Ploeg kommentiert diese brachiale Barriere mit einer Wandgestaltung, die zwar auch Uwe Schröders Architektur im Blick hat, aber viel leichter und spielerischer damit umgeht. Ruhige Farbfelder, Bahnen in Grau, Weiß und Orange, eine schwarze Gitterstruktur bieten den Hintergrund für ein halbes Dutzend Gemälde, mit denen van der Ploeg auf Pfeifle reagiert: Geometrische Formen in gewagten Farbkontrasten, eine ausgelassene Buntheit begegnet der dunklen PU-Schaumstoffwand. Der Dialog wird kommende Woche am Sonntag in der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung fortgesetzt, mit „A wall painting installation“ von Ploeg und einer Intervention von Pfeifle.

Pfeifle (1975 geboren), ehemaliger Meisterschüler von Hubert Kiecol an der Düsseldorfer Kunstakademie, ist einer der Hauptkünstler der Galerie. Er hat etliche bildhauerische Interventionen realisiert, unter anderem die spielerische Sitz- und Liegelandschaft RADO im Kunstquartier Lutfriedstraße in Endenich, die originelle, wellenartige Liegebank, die die gesamte Ausstellungskoje von Clement bei der Cofa Contemporary in Köln füllte, und die Lichtinstallation „flowpole“ am Kunstraum Fuhrwerkswaage in Köln.

Van der Ploeg (Jahrgang 1959), der an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam und am Croydon College of Art in London studiert hat, hat seine erste größere Präsentation bei Clement nach der Gruppenschau „Ten Years“.

Galerie Gisela Clement, Lotharstraße 104; bis 4. März. Mi-Fr 14-18, Sa 13-17 Uhr und nach Vereinbarung. Die Ausstellung in der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung (gkg), Hochstadenring 22, wird am 28. Januar, 11 Uhr, eröffnet. Finissage am 4. März mit Künstlergesprächen an beiden Ausstellungsorten: 11 Uhr in der gkg, 12.30 Uhr bei Clement.

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