Künstler kuratieren selbst Künstlerforum Bonn zeigt Gruppenausstellung „0+255Bonn“

Bonn · Das Künstlerforum Bonn zeigt die spannende Gruppenausstellung „0+255Bonn“. Der Titel der Ausstellung verweist auf die RGB Farbwerte 0 und 255 für Schwarz und Weiß.

 "Faltenwurf" von Karwarth+Todisko, hinten: Fotografien von Vanja Vukovic

"Faltenwurf" von Karwarth+Todisko, hinten: Fotografien von Vanja Vukovic

Foto: Jill Mylonas/Jill (FM) Mylonas

Schwarz, Weiß und viele Graustufen: Nur darauf beschränken sich die Arbeiten, die derzeit in der Gruppenausstellung „0+255Bonn“ im Künstlerforum Bonn zu sehen sind. Der Titel der Ausstellung verweist auf die RGB Farbwerte 0 und 255 für Schwarz und Weiß.

Doch nicht nur das Fehlen von Farbigkeit macht die Ausstellung besonders. Zwei der insgesamt fünf Künstler sind selbst in Aktion getreten und haben die Kuration übernommen: Karwath+Todisko aus Frankfurt und Andrea van Reimersdahl aus Berlin fassen dabei die Positionen von Künstlern zusammen, die sich in ihrer Arbeitsweise aus verschiedenen Gründen auf den Gebrauch der Farben Schwarz und Weiß beschränken. Und das Künstlerforum in Bonn schien für die Präsentation perfekt: „Wir wollten aus Frankfurt und Berlin raus und ausdrücklich woanders ausstellen“, so die Darmstädter Künstlerin Inna Wöllert alias Karwath+Todisko.

„Eine Bekannte machte mich auf das Künstlerforum in Bonn aufmerksam. Wo hat man schon mal sechs Meter hohe Räume?“ Diesen Platz auszunutzen, sei eines der Ziele der Ausstellung.

Doch überladen sind die Räumlichkeiten keineswegs. Bewusst ausgewählt hängen nur wenige Werke an der Wand. Dadurch wirken sie auf interessante Art und Weise auf den Betrachter, ziehen ihn in den Bann. Die fehlende Farbigkeit unterstützt den Effekt. So etwa bei Vanja Vukovics Fotografien mit dem Titel „This is not a love song...2015“. Die Portrait-Serie zeigt Personen, die sich an ihre erste Demo erinnern.

Es gelingt Vukovic mithilfe des schwarzen Hintergrunds, den Fokus nur auf den Ausdruck zu lenken, der zwischen Intimität und Öffentlichkeit changiert. Besonders beeindruckend wirkt das bei der jungen Frau, die als einzige nicht in die Kamera blickt. Sie schaut nachdenklich zur Seite, glücklich scheint sie nicht zu sein.Ganz anders arbeitet Maximilian Siegenbruk mit Schwarz und Weiß.

Durch den Verzicht auf Farbe treibt er in seiner Malerei die Naturdarstellung in Richtung Abstraktion. Auf den ersten Blick muten seine Bilder dreidimensional an und erinnern an Holzschnitte. Doch bei näherer Betrachtung wird ersichtlich, dass er in seiner Werkreihe „Idylle“ mit dem Medium Kohle arbeitet.

Die abstrakten Naturdarstellungen werden durch die Arbeit des Medienkünstlers Thomas Hawranke noch greifbarer: Wer die Ausstellung betritt, wird zuerst mit den Geräuschen seiner Videoarbeit „Shadows: ULTRA“ konfrontiert, die in jedem Geschoss zu hören sind, etwa ein lautes Knurren, Flattern und Brüllen. Hawranke zeigt in unterschiedlichen Einstellungen eine Überlagerung von Tierschatten aus Computerspielen - mit dazugehörigen Tierlauten. Das korrespondiert hervorragend mit Siegenbruks Naturdarstellungen.Außerdem korrespondieren alle gezeigten Arbeiten miteinander.

Den beiden Kuratorinnen ist es gelungen, die verschiedenen künstlerischen Medien sinnvoll miteinander zu verbinden, ohne den Betrachter zu überfordern.

Die Ausstellung „0+255Bonn“ lädt durch die fehlende Farbigkeit dazu ein, die eigene visuelle Wahrnehmung zu überdenken.

Künstlerforum Bonn, Hochstadenring 22, bis 26. Oktober, Di-Fr 15-18,Sa 14-17,So 11-17 Uhr. Informationen: www.nullplus255.com.

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