Kulturtipp für zu Hause Die Netflix-Serie „Die Schlange“

Special | Bonn · Der Hunger nach Kultur hat im ersten Jahr mit dem Coronavirus nicht nachgelassen, im Gegenteil. Wir bieten Empfehlungen an, die zur Entdeckung eines Kunstwerks einladen oder zur Wiederbegegnung.

„Die Schlange“: Tahar Rahim als Charles Sobhraj.

„Die Schlange“: Tahar Rahim als Charles Sobhraj.

Foto: Netflix

Das Böse ist anders als das Gute charismatisch, weil es komplex ist und nicht eindimensional. Es geht den Bösen immer auch um Eroberung, Dominanz und Macht. Das ist nun einmal – zumindest als Gegenstand der Kunst – attraktiver als die einschläfernde Perfektion des Guten. Satan in John Miltons epischem Gedicht „Das verlorene Paradies“ (1667) ist offen gesagt interessanter als sein Gegenspieler – Gott. Dasselbe gilt für Shakespeares Richard III., Jago und Lady Macbeth sowie, näher an der Gegenwart, für Anthony Hopkins’ Verkörperung des mörderischen Psychiaters Hannibal Lecter. Für die Zeit einer Theateraufführung oder eines Films erliegt der Zuschauer der düsteren Faszination solcher Figuren.