Buchvorstellunge von „Boum“ Lisa Eckharts frankophile Aufklärung im Brückenforum

Bonn · Kabarettistin und Autorin Lisa Eckhart steht erneut auf der Bühne des Brückenforums. Diesmal hat sie ihr zweites Buch „Boum“ im Gepäck und kann kaum den nächsten bigotten Skandal erwarten.

Lisa Eckhart liest eine Passage aus ihrem Buch „Boum“ vor.

Lisa Eckhart liest eine Passage aus ihrem Buch „Boum“ vor.

Foto: Thomas Kölsch

Es ist gerade einmal zwei Jahre her, dass Lisa Eckhart mit ihrem Debütroman „Omama“ für Aufsehen sorgte – so sehr, dass sich zwei Autoren weigerten, mit der Kabarettistin und Autorin zusammen auf einer Bühne zu stehen, was zu ihrer Ausladung vom Hamburger Literaturfestival „Harbour Front“ führte. Jetzt steht die 30-Jährige wie schon 2020 auf der Bühne des Brückenforums, diesmal mit ihrem zweiten Buch „Boum“ im Gepäck, und kann kaum den nächsten bigotten Skandal erwarten, der vermutlich wie schon alle vorherigen an ihr abperlen dürfte, für die Auflage aber überaus vorteilhaft wäre. Und mal ehrlich, irgendwie müssen ja die 300-Quadratmeter-Altbau-Wohnung in Leipzig und das kleinen Chateau in Frankreich bezahlt werden, die Eckhart angeblich erworben hat und nun so lange halten will, wie sie in den entsprechenden Ländern noch auftreten darf. Sie selbst gibt sich nur noch ein paar Jahre, zwei in Deutschland, fünf insgesamt. Doch angesichts ihres vergleichsweise kurzen, aber dafür überaus intensiven Auftritts in der Bundesstadt könnte diese Einschätzung ein bisschen zu pessimistisch sein.

Zwischen vereinzelten Romanpassagen gibt es Paris mitsamt seiner Schattenseiten

Im Gegensatz zu manch anderen Autoren verzichtet Lisa Eckhart darauf, allzu viel aus ihrem neuesten Werk vorzulesen. Das wäre ja langweilig, und man kann über die Eckhart viel sagen, aber langweilig ist sie nie. Dafür steht sie viel zu gerne im Scheinwerferlicht, mit ihrer narzisstischen Bühnenpersona provozierend und polarisierend. Im Vergleich zu früheren Auftritten hält sie sich allerdings diesmal zurück, ist zwar immer noch herrlich satirisch und mitunter auch ganz schön spitzzüngig, verteilt aber auch das ein oder andere Kompliment, vor allem in Richtung der Franzosen. Denen ist Eckhart zugetan, seit sie nach ihrer Matura nach Paris ging, um an der Sorbonne Russisch und Germanistik zu studieren – so wie auch die Protagonistin von „Boum“, die junge Aloisia. Ohnehin dreht sich an diesem Abend vieles um Parallelen zwischen Autorin und Romanfigur, während die Kriminalhandlung – eigentlich soll es um einen Serienkiller gehen, der es auf Pariser Straßenmusikanten abgesehen hat – nur am Rande benannt und danach nicht weiter thematisiert wird. Eckhart ist eh viel mehr angetan von den erotischen, ja fast schon pornografischen Momenten ihres Werkes, in denen sich Aloisia von Hostess zur Kokotte wandelt.

Zwischen den vereinzelten Romanpassagen erzählt Eckhart von Paris mitsamt seiner Schattenseiten. Genüsslich versucht sie, das idealisiert-romantisierende Bild der Stadt der Liebe zu dekonstruieren, fast so, als wolle sie beim Publikum das sogenannte Japan-Syndrom auslösen, nur um dann wieder umzuschwenken und die Metropole selbst in den Himmel zu loben.

Das Spiel mit den Extremen versteht Eckhart perfekt, sodass sich irgendwie alles zusammenfügt und es „Boum“ für einen schönen Abend eigentlich gar nicht gebraucht hätte.