Zum Tod von Prince Luzifers Antwort auf Michael Jackson

Bonn · Prince, einer der originellsten Protagonisten des Pop, ist am Donnerstag im Alter von 57 Jahren gestorben. Ein Nachruf auf den US-Popstar von GA-Feuilleton-Chef Dietmar Kanthak.

Der Popwelt steckt der Tod von David Bowie im Januar noch mächtig in den Knochen, jetzt ist ihm Prince nachgefolgt. Zwei der originellsten Protagonisten der Musikgeschichte haben kurz hintereinander die Bühne verlassen.

Prince, 1958 als Prince Rogers Nelson in Minneapolis geboren, wurde nur 57 Jahre alt. Er sei am Donnerstagmorgen in seinem Anwesen in Minnesota gestorben, sagte eine Sprecherin des Sängers. Über die Todesursache wurde nichts bekannt.

Der Autodidakt, der als junger Mensch angeblich bereits knapp 30 Instrumente beherrschte, verband auf geniale Weise Rock, Funk und Soul. Anregungen holte er sich bei den Beatles und Sly And The Family Stone, bei James Brown, Smokey Robinson und Joni Mitchell.

Der Einfluss von Prince auf Künstlerinnen wie Madonna, Sheena Easton, Sheila E. und viele andere war bedeutend. Als Tom Jones 1988 mit The Art Of Noise den Prince-Song "Kiss" interpretierte, galt der walisische Tiger mit knapp 50 auf einmal wieder als ultracool. Sinéad O'Connor rührte 1990 mit der Prince-Komposition "Nothing Compares 2 U" viele Menschen zu Tränen. Prince, ein scheuer, androgyn erscheinender, nur einen Meter sechzig großer Musiker, hatte ein Händchen für perfekte Popsongs: "When Doves Cry", "Purple Rain", "Sign 'O' The Times".

Thematisch kreisten viele seiner Lieder um das Thema Sex, in allen erdenklichen Ausprägungen. Das zwang den Musikjournalisten geradezu wortreiche Vergleiche mit Michael Jackson auf. Als "Luzifers Antwort auf Michael Jackson" charakterisierte das Magazin "The Face" Prince. Im Vergleich mit ihm wirke Jackson wie "das Bambi der Rockstars", stellte "USA Today" fest. In den achtziger und neunziger Jahren profilierte sich Prince, der stets handverlesene Musiker um sich versammelte, als einer der führenden Köpfe des Pop. Epochale Alben wie "1999", "Purple Rain", "Sign 'O' The Times" und "Diamonds And Pearls" setzten Maßstäbe; sie spiegelten Experimentierlust, kompositorische Leidenschaft und überhaupt keine Scheu vor Tabus.

Wer wollte, konnte in den Songs von Prince viel erfahren über Inzest, Oralsex, Transsexualität und Sadomasochismus. Der kleine Magier aus Minneapolis, Sohn eines Tanzbandleaders und einer Nachtclubsängerin, suchte auf dem Höhepunkt des Erfolgs den Konflikt mit seiner Plattenfirma Warner. Er fühlte sich, überspitzt gesagt, ausgebeutet, ohne Kontrolle über seine Werke. Er wollte Einfluss auf sein geistiges Eigentum gewinnen, forderte von Warner die Herausgabe der Masterbänder seiner Aufnahmen.

Prince gab seinen Namen auf, nannte sich "The Symbol" und "The Artist Formerly Known As Prince", kurz: TAFKAP. In der Öffentlichkeit zeigte er sich mit dem Schriftzug "Slave" auf der Wange. Der Konflikt hatte seine komischen Seiten.

Am Ende gingen Warner und Prince getrennte Wege. Nach dem Abschied von Warner blieb der Musiker produktiv, doch der große Wurf ließ auf sich warten. Als Vermarktungsgenie blieb er aber im Geschäft. 2007 absolvierte er einen Musik-Marathon mit 21 Konzerten in London - und verdiente Millionen. Im selben Jahr lag seine Platte "Planet Earth" der britischen Zeitung "Mail On Sunday" bei, die für umgerechnet rund zwei Euro am Kiosk zu haben war. Erst danach kam das Album in den regulären Handel. Auch von diesem Deal hat der Musiker profitiert.

Seine Liveauftritte zuletzt waren spektakulär - vorausgesetzt, Prince war in Stimmung. Er war nie ein Mann für Kompromisse. "Was man auch über mich gehört hat, ist wahr: Ich ändere die Regeln und tue, was mir gefällt", sagte er 1982.

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