Blockbuster in Museen Mona Lisa als Handy-Model

Bonn · Blockbuster: In Amsterdam geht die Vermeer-Ausstellung durch die Decke, Pariser Louvre stöhnt unter dem Ansturm auf die Mona Lisa und limitiert den Eintritt auf 30000 Besucher am Tag.

Smartphone-Model: Mona Lisa im Pariser Louvre.

Smartphone-Model: Mona Lisa im Pariser Louvre.

Foto: picture alliance/dpa/Horacio Villalobos

Binnen drei Tagen war die spektakuläre Vermeer-Ausstellung im Amsterdamer Rijksmuseum ausverkauft – alle 450 000 Tickets mit Time Slots waren weg. Dann sollten die Öffnungszeiten ausgeweitet werden. Wer aber heute online ein Ticket – für 30 Euro – kaufen will, trifft auf keine freien Slots mehr. Die zugegeben sensationelle Schau war beworben worden wie der Super Bowl der Kunst, zu dem kein geringerer Star als „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ Rihanna-like als Top-Act angekündigt war. Eine Stippvisite: Das „Mädchen“ bleibt nur bis 30. März, die Ausstellung geht bis 4. Juni.

Vermeers Bild gilt als „Mona Lisa des Nordens“. Man kann es gewöhnlich im Mauritshuis in Den Haag bewundern, mit Glück ziemlich frei und ohne angerempelt zu werden. In Amsterdam – 65 Kilometer nordöstlich von Den Haag – wird man sie kaum sehen können, weil Selfie-­Maniacs den Blick verstellen. Mit dem Rücken zur Kunst. Die Kehrseite von Blockbusterausstellungen.

Immer nur die Mona Lisa

Leonardos Mona Lisa im Pariser Louvre geht es nicht anders. Trauben von Menschen kehren der Schönen den Rücken zu, fotografieren sich mit ihr, der das Lächeln längst vergangen ist. Die Mona Lisa steht fest als Hit auf der touristischen Agenda. Der Louvre hat 72 735 Quadratmeter Ausstellungsfläche und zeigt darauf 35 000 fantastische Werke – fast nur bei der Mona Lisa gibt es den großen Stau. Durch viele Galerien des Louvre kann man derweil nahezu ungestört schlendern und dabei wunderbare Kunst genießen.

Der Louvre vermeldet dennoch ein Problem, von dem 99,9 Prozent der übrigen Museen der Welt nur träumen können: Er hat angeblich zu viele Besucher – woran die Fans der Mona Lisa großen Anteil haben. Daher hat Direktorin Laurence des Cars verfügt, den täglichen Ansturm von rund 45 000 Besuchern auf 30 000 herunterzufahren. Die jährlichen Besucherzahlen sollen auf acht Millionen gedeckelt werden. Im Spitzenjahr 2018 strömten zehn Millionen Menschen in den Pariser Musentempel. Traumzahlen. Zum Vergleich: Der deutsche Primus, das Deutsche Museum in München, hatte vor Corona 1,5 Millionen Besucher jährlich, das Neue Museum, Berlins beste Adresse, 828 000.

Vorschlag: Mona Lisa abkoppeln

Einen radikalen Verbesserungsvorschlag für den Louvre brachte Didier Ryckner, Gründer des Onlinemagazins „La Tribune de l’Art“, in die Diskussion: die „Mona Lisa“ aus dem Dauer-Parcours des Louvre herauszunehmen. Ryckner könnte sich vorstellen, die Mona Lisa exklusiv in einem Saal mit eigenem Zugang und separatem Ticketing für die Leute zu zeigen, die ohnehin nur sie sehen wollen. Der restliche Louvre könnte dann wieder für 45 000 Besucher am Tag geöffnet werden.

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