Bis zum 29. Juli Musical „Carmen La Cubana“ bis Ende Juli in Köln
Köln · In spanischer Sprache, mit kubanischen Rhythmen und Tänzen: Das Musical „Carmen La Cubana“ feierte in der Kölner Philharmonie eine erfolgreiche Deutschlandpremiere. Bis zum 29. Juli ist es noch zu sehen.
Die Soldaten haben Sehnsucht. Ihr Quartier liegt unweit einer Zigarrenfabrik bei Santiago du Cuba, und die Arbeiterinnen, die dort ein- und ausgehen, beflügeln ihre Fantasie. „Eine Stunde mit einem Mädchen – oder mit Carmen“, seufzt einer der Männer. Und schon da wird klar, dass Carmen nicht so ist, wie die anderen. Sie ist etwas Besonderes.
Sie ist selbstbewusst, freiheitsliebend und fordernd, verführerisch, betörend und gefährlich: „Wenn ich dich liebe, bist du tot.“ Auch wer weder die Vorlage von Prosper Mérimée (1845) noch die Oper von Georges Bizet (1875) kennt, findet sich schnell ein in die Geschichte einer jungen Frau, die sich ein besseres Leben wünscht, die Eroberung um Eroberung macht, um am Ende von einem zerstört zu werden, der sie nicht besitzen kann.
Für die Rolle der Carmen ist Luna Manzanares Nardo die ideale Besetzung. Sie vereint in ihrer Rolle Aggression und Hingabe, Süße und Härte, Sehnsucht und lodernde Wut. All das liegt in ihren Bewegungen, in ihrer Mimik und in ihrer Stimme, die sie so wunderbar modulieren kann. Bei der Deutschlandpremiere des Musicals „Carmen La Cubana“ in Köln betet das Publikum die 27-jährige Mezzosopranistin geradezu an. Sie ist Kubanerin, so wie alle 30 Darsteller auf der Bühne und die zehn Musiker der Latin-Live-Band. Mit gutem Grund.
Regisseur Christopher Renshaw und Arrangeur Alex Lacamoire haben den Klassiker auf die karibische Insel ins Jahr 1958 verlegt. Den Hintergrund bildet die Revolution, in der Fidel Castros Widerstandsbewegung gegen den Diktator Fulgencio Batista kämpft.
Kulisse von maroder Schönheit
Hinein mischen Renshaw und Lacamoire Elemente der Bühneninszenierung von Oscar Hammerstein II, die 1943 am Broadway Furore machte, um 1954 von Hollywood verfilmt zu werden. Das alles vor einer Kulisse von maroder Schönheit, in der der Putz von den Wänden blättert, die Säulen Risse haben und die Buntglasscheiben Sprünge. Fast so wie in Kuba vor der zweiten, der touristischen, Revolution.
In spanischer Sprache, mit kubanischen Rhythmen und Tänzen wie Samba und Mambo wird daraus eine vor Leidenschaft vibrierende berstende 150 Minuten-Show (mit Pause). Das Musical ist ein gelungener Auftakt zum 31. Kölner Sommerfestival. Es zieht von der der ersten Minute in Bann. Nicht nur, weil es starke Gefühle thematisiert, die sich über alle Zeiten hinweg immer wieder Bahn brechen können, sondern auch aufgrund der hohen Qualität der Akteure.
Saeed Mohamed Valdés als Soldat José, Cristina Rodriguez als seine Verlobte Marilú, die er wegen Carmen verlässt, Joaquin Garcia Mejias als Boxchampion El Nino, der ihm Carmen ausspannt – sie alle singen großartig. Stellenweise hat das Opernqualität. Auch die Nebenrollen sind glänzend besetzt. Neben Luna Manzanares Nardo hat das Publikum aber noch einen zweiten Liebling: Albita Rodriguez. Als weise Erzählerin, mütterliche Santaria-Priesterin und androgyne Croupiere im Casino von Havanna stiehlt sie Carmen um ein Haar die Show.
„Carmen La Cubana“, bis zum 29. Juli in der Philharmonie Köln, Bischofsgartenstaße 1. Auf Spanisch mit deutschen Obertiteln. Dauer: 150 Minuten. Di-Fr 20 Uhr, Sa 15 und 20 Uhr, So 14 und 19 Uhr. Infos online: www.koelnersommerfestival.de