Buchtipp: James Lee Burke Neuer Fall für Robicheaux

Bonn · Kulturtipp aus der Redaktion: James Lee Burkes spannender und Atmosphäre-satter Krimi „Dunkle Tage im Iberia Parish“ ist die ideale Urlaubslektüre.

 James Lee Burke

James Lee Burke

Foto: Robert Clark

Dave Robicheaux war in einem desolaten Zustand, total betrunken, zu betrunken, um einzugreifen, als sein guter Freund Dallas Klein, ein glückloser Zocker, auf offener Straße von Gangstern hingerichtet wurde. Das liegt Jahre zurück. Doch die peinlichen Erinnerungen brechen auf, als Ermittler Robicheaux einen neuen Fall auf den Tisch bekommt – der mysteriöse Tod einer Studentin – und bei den Recherchen auf den mutmaßlichen Hintermann von Kleins Ermordung trifft und noch dazu Kleins Tochter Trish offenbar mit Rachegelüsten auftaucht.

Das ist die Ausgangsposition des 15. Robicheaux-Krimis von Altmeister James Lee Burke: „Dunkle Tage im Iberia Parish“ (Pendragon, 477 S., 24 Euro) ist ein hochspannender, faszinierender Schmöker, die perfekte Lektüre für den Urlaub.

Mit Frau und Waschbär

Iberia Parish, ein Landkreis westlich von New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana: Dort arbeitet Robicheaux im Sherif’s Office. Der Saufbruder von früher hat seine Sucht unter Kontrolle und mit seiner Frau Molly eine liebevolle, stabilisierende Partnerin an der Seite. Hinzu kommt der betagte Waschbär Tripod. Das mit Molly ist bemerkenswert angesichts der Fülle verkrachter, unbehauster Polizei-Existenzen in Literatur und Film.

Die Ermittlungen führen zu einem brisanten Netzwerk, über das hier nichts verraten sei, und zu einer illustren Schar ziemlich bizarrer Figuren, die Burke in der ihm eigenen Liebe zum abgründigen Detail skizziert.

Staatsanwalt unter Druck

Wobei man nicht genau weiß welches Rattennest schlimmer ist, das der rivalisierenden Gangster oder das der vermeintlich „guten“ Seite von Ermittlern, die zwischen der FBI-Agentin Betsy Mosbacher und deren Interessen und dem Staatsanwalt Lonnie Marceaux, der private Karrierepläne schmiedet, förmlich aufgerieben werden. Als letzterer es übertreibt und Robicheaux zu blöd kommt, bezieht er Prügel von dem Ermittler, was dem Betriebsklima nicht guttut.

Wer es noch nicht gemerkt hat: Burke hat ein Faible für exotisch klingende Namen. Ganz ähnlich wie die Coen-Brüder im Film. Virtuos führt er sein Personal ein, gibt jedem ein Rätsel mit. Was weiß der sinistre Prediger Colin Alridge? Wie weit reicht die Macht des Wettbüro-Inhabers Whitney Bruxal und dessen Schuldeneintreiber? Welche fiesen Tricks hat Bruxals Mitarbeiter Lefty Raguza noch auf Lager? Welches Spiel spielt die Tochter von Dallas Klein, Trish? Ist der Dealer Monarch Little wirklich so unschuldig, wie er tut? Und wo hat der aalglatte Millionär Bellerophon „Bello“ Lujan – der von sich sagt, er lebe „von allem, was Geld bringt, Partner“ – überall seine Finger drin?

Ein genialer Plot, ein tolles Personal und letztlich eine fantastisch eingefangene Atmosphäre aus der hitzigen, aggressiven und gleichzeitig coolen Szene in Lousiana: Was will man mehr? 

In loser Folge an dieser Stelle: Kulturtipps aus der Feuilleton-Redaktion. 

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