Museum in der Region Nobles Heim für die Kunst

Kerpen · In Kerpen eröffnet das herrschaftliche, denkmalgeschützte Haus Mödrath als neuer Ausstellungsort. Der Ausstellungsparcours führt über vier Etagen und bezieht den Park mit ein

 Blickt ins Grüne: Die Skulptur „Dark Style Swan“ von Eric Bainbridge.

Blickt ins Grüne: Die Skulptur „Dark Style Swan“ von Eric Bainbridge.

Foto: Oliver Tripp

Die Vögel haben sich des Orts ganz ungeniert schon vor der Eröffnung am Sonntag bemächtigt. Gierig picken Kohlmeisen an den Ziegeln aus Vogelfutter, mit denen Björn Braun ein Fenster von Haus Mödrath zugemauert hat. Das herrschaftliche denkmalgeschützte Anwesen, das unweit des Marienfeldes zwischen Horrem und Türnich in einem Park liegt, soll als Begegnungsort für zeitgenössische Kunst zu neuer Blüte gelangen.

Ein kunstsinniger Unternehmer, der ungenannt bleiben möchte, hat das seit Langem leerstehende Haus mit beträchtlichem, aber nicht näher beziffertem Aufwand in zweijähriger Umbauzeit in einen noblen Kunstort verwandelt.

Schlicht und edel sind die großzügigen Räumlichkeiten, die sich über 1000 Quadratmeter erstrecken. Als „Haus Mödrath – Räume für Kunst“ firmiert das um 1830 errichtete Gebäude künftig. „Aftermieter“ heißt die Eröffnungsausstellung, zu der Kurator Veit Loers 27 internationale Künstler verschiedener Generationen eingeladen hat. Ihre Installationen, Videos, Skulpturen und Gemälde nehmen Bezug auf das Haus, auf die Schnittstelle zwischen Natur und Kultur, Tierischem und Pflanzlichem, Werden und Vergehen. Der Ausstellungsparcours, bei dem sich immer wieder reizvolle Ausblicke nach draußen eröffnen, führt über vier Etagen und bezieht den Park mit ein, in dem Mammutbäume, Blutbuchen und Platanen wachsen.

Geprotzt wird nirgendwo – Haus Mödrath beeindruckt bei aller Eleganz durch sparsame Bestückung und wohltuende Zurückhaltung. Auf Beschriftungen hat man verzichtet und gibt Besuchern stattdessen ein Booklet mit Informationen an die Hand. Die schlichten Möbel im Entree stammen aus der Post-Bauhaus-Ära und stehen im Gegensatz zum repräsentativen Äußeren.

In dieses Ambiente fügen sich unaufdringlich die Arbeiten von Andreas Slominski ein, die den Kreislauf von Geburt und Tod thematisieren. Im Treppenhaus türmt sich eine Skulptur aus Kissen und Stofftieren von Mary Audrey Ramirez auf. Nicht minder spektakulär: Georg Herolds raumgreifende Wandarbeit „Mount Parnasse“ und Franz Wests „Kain und Abel“, die in den hohen Räumen ebenso eindrucksvoll wirken wie ein monumentales Gemälde von Günter Förg. Eric Bainbridges „Dark Style Swan“, ein Mischwesen im Tigerfell, thront im gläsernen Anbau.

Intimer geht es eine Etage höher zu, wo Kris Lemsalus Installation „Angels gone missing“ für leichtes Unbehagen sorgt. Im mächtigen Dachgeschoss überwältigt Eva Kotátkovás „Work of nature“. Der riesige Käfig weckt dunkelste Erinnerungen an Züchtigungsmethoden, wie sie im 19. Jahrhundert durchaus üblich waren. Neil Beloufa nimmt mit einer filigranen Drahtkonstruktion und Plastikfischen Bezug auf das Schwimmbad, das sich ein Vorbesitzer im Keller einbauen ließ. Eine ziemlich schaurige Angelegenheit ist die morbide Szene, die Ajay Kourian im Gartenpavillon aufgebaut hat; eigenartige Gefühle löst auch Thomas Zipps Installation „The Orwell House Experiments“ aus, die ihren Platz auf dem früheren Tennisplatz gefunden hat.

Haus Mödrath – Räume für Kunst, An Burg Mödrath 1, 50171 Kerpen. Bis 15. November 2018. Infos: www.haus-moedrath.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort